Berlins mystische Orte und Geschichten
Ob verlassene Plätze, magisches Museum oder gruselige Stadtführungen – die Hauptstadt hat auch eine geheimnisvolle Seite zu bieten
Meist wird ein Berlinaufenthalt mit der Besichtigung der klassischen und für Berlin typischen Sehenswürdigkeiten verbunden, wie beispielsweise dem Brandenburger Tor, der Berliner Mauer, dem Reichstag, dem Berliner Fernsehturm, dem Schloss Charlottenburg, dem Berliner Dom oder dem Checkpoint Charlie.
Aber im Gedächtnis bleiben oft die außergewöhnlichen Erfahrungen. Und um solche zu machen, gibt es in Berlin auch Orte, die man als geheimnisvoll und mystisch, also als etwas Besonderes, etwas Anderes bezeichnen kann. Hier möchten wir einige dieser Orte vorstellen, die man auch mit Schulklassen, meistens im Rahmen einer Führung, besuchen kann. Danach folgt ein Bericht über gruslige Stadtführungen in Berlin, bei denen die Teilnehmer die auf Fakten beruhende, unheimliche Seite der Hauptstadt entdecken können.
Foto: © Christopher Flade
Zu DDR-Zeiten war es ein gern besuchter Ort: der Spreepark Berlin – ein Vergnügungspark im Norden des Plänterwaldes im Berliner Bezirk Treptow-Köpenick. Der 1969 zum 20. Geburtstag der DDR unter dem Namen Kulturpark Plänterwald eröffnete Park war mit jährlich etwa 1,7 Millionen Besuchern der einzige Freizeitpark der DDR.
Nach der Wende sollte daraus ein Freizeitpark nach westlichem Vorbild entstehen. So blieb von den Attraktionen der DDR nach dem Neuanfang nicht viel erhalten, nur beispielsweise das Wahrzeichen – das Riesenrad – und die Eingangshäuschen. Durch Millionenfinanzierung kamen ein Kaffeetassen-Karussell, ein Zirkuszelt, eine Familienachterbahn, eine Schiffs-Schaukel, eine Loopingbahn und eine Wildwasserbahn hinzu. Aus dem ehemaligen Betonplatz rund um das Riesenrad entstand ein großer See mit Kanalfahrt und Amphitheater.
Nach den Umbauten wurde der Plänterwald plötzlich zum Landschaftsschutzgebiet erklärt. Somit durften beispielsweise die Besucherparkplätze nicht mehr genutzt werden, und die Besucherzahlen gingen immer weiter zurück. Im Jahr 2001 erfolgte die Einstellung des Parkbetriebes. Danach fanden sich lange keine neuen Investoren. Ab 2016 hat die landeseigene Grün Berlin GmbH das 23 Hektar große Gelände an der Spree übernommen.
Heute bietet sich ein skurriler Anblick von neun verbliebenen Fahrgeschäften, die zwischen Wiesen und Bäumen seit Jahren vor sich hingammeln und längst zur Attraktion für Touristen geworden sind. Eins davon ist die Wildwasserbahn. Im Bahnhof dieses Fahrgeschäftes stehen die gelben Wagen, als seien die Fahrgäste eben erst ausgestiegen. Doch eine dicke Schmutzschicht auf dem Boden, die eingeschlagene Scheibe des Kassenhäuschens und das von Algen grün gefärbte Wasser deuten darauf hin, dass die letzten zahlenden Besucher vor 20 Jahren hier waren.
Der besondere Charme dieses verlassenen Ortes, der einst so vielen Menschen eine Menge Spaß bot, zieht inzwischen Touristen von nah und fern an. Seit 2019 kann das Gelände im Rahmen von 90-minütigen Führungen besucht werden. Nach Voranmeldung können Interessierte, auch Schulklassen, Teile des Areals erkunden und dabei viel über die bewegte Geschichte des ehemaligen Vergnügungsparks und über die Pläne für die Zukunft erfahren. Informationen zu den Führungen für Schulklassen, mit maximal 30 Personen, und Buchungsmöglichkeiten sind auf der Internetseite der Grün Berlin GmbH zu finden.
Kontakt: Spreepark, Kiehnwerder Allee 1 – 3, 12437 Berlin,
Telefon 030 – 700906 710, spreepark@berlinkompakt.net (Gruppenfüh-
rungen), https://www.spreepark.berlin
Foto: © MSM Management GmbH
Er ist der zweitgrößte Berg Berlins – der Teufelsberg an der Teufelsseechaussee im Grunewald, im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf. Seinen Namen erhielt der Berg aufgrund des nahegelegenen Teufelssees. Jedoch handelt es sich bei diesem Hügel nicht um eine natürliche Erhöhung, sondern um einen Trümmerberg – eine Aufschüttung von Schutt. Denn nach dem Krieg wurden hier Reste von unzähligen zerstörten Wohnhäusern entsorgt. Noch Jahrzehnte luden hier bis zu 800 Lastzüge täglich Schutt ab. Als 1972 die Ablagerungen ein Ende fanden, wurde die Landschaft mit Sand und Mutterboden gestaltet und mit rund einer Million Bäume bepflanzt.
Die US-Armee entdeckte den Berg schon in den 1950er Jahren, als geeigneten Standort für eine Abhöranlage. Anfangs handelte es sich noch um eine mobile Installation zur Überwachung des Luftraums, die bald durch feste Gebäude abgelöst wurde. Hinzu kamen fünf Antennenkuppeln, welche zur Zeit des Kalten Krieges Überwachungsaufgaben bis weit in das Gebiet des Warschauer Paktes übernahmen. Nach Ende des Kalten Krieges waren die elektronischen Einrichtungen nutzlos geworden und wurden nach der deutschen Wiedervereinigung entfernt. Die Amerikaner und Briten zogen ab, die Gebäude blieben stehen. Sie wurden sogar erneuert und neue Radaranlagen installiert, um sie bis 1999 zur zivilen Luftüberwachung des Flugverkehrs zu nutzen. Seitdem stehen die Gebäude leer und verfallen.
Heute verleiht der Anblick der fünf markanten Radarkuppeln dem Teufelsberg etwas Geheimnisvolles. Das teilweise verwilderte und mit Graffiti verzierte Gelände kann von Interessierten besichtigt werden. Gleichzeitig bietet sich den Besuchern vom über 114 Meter hohen Trümmerberg eine einmalige Sicht auf die Hauptstadt, das Naturschutzgebiet Grunewald und die Havel.
Schulklassen können den Berg während der Öffnungszeiten selbstständig erkunden oder im Rahmen von Führungen mehr über die Geschichte des Teufelsbergs und die alte Spionagestation erfahren. Für die Buchungsanfrage, die mindestens 3 Wochen im Vorfeld erfolgen sollte, werden die Teilnehmerzahl, Wunschdatum, Uhrzeit und Sprache benötigt.
Bei einer Führung der besonderen Art erleben die Besucher den Teufelsberg bei Nacht. Im Vorfeld dieser Führung, die meist kurz nach Sonnenuntergang beginnt, werden die Teilnehmer von den Guides mit Taschenlampen ausgestattet. Anschließend erfolgt eine Führung durch die gesamte Station. Dabei geht die Tour auch durch Räumlichkeiten, die dem Tageslicht unzugänglich sind und während normaler Führungen nicht erforscht werden können.
Der Teufelsberg ist auch ein Freiraum für Künstler aus der ganzen Welt. Hier entsteht Kunst in Zusammenarbeit von Künstlern und dem „Team Teufelsberg“. Gemeinsam werden passende Wände für die Kunstprojekte ausgesucht. So wurden bisher kleine, große und übergroße Wandgemälde geschaffen, welche die Wände der alten Abhörstation zum Leben erwecken.
Rollstuhlfahrer können ein Großteil des Geländes und der Kunst problemlos erkunden, wobei das Hauptgebäude nur über ein paar Stufen zugänglich ist. Bei Vorlage des Behindertenausweises wird der Eintritt geschenkt.
Kontakt: Radarstation Teufelsberg, Teufelsseechaussee 10,
14193 Berlin, Buchungen unter: ds@teufelsberg-berlin.de,
https://www.teufelsberg-berlin.de
Magicum Berlin: Studierzimmer eines Alchemisten, Foto: © Michael Asche
Und inmitten der Hauptstadt, im Berliner Ortsteil Mitte, in einem historischen Viertel der Stadt, geht es um Magie und Mystik, Zauberei, Illusionen und Spiritualität. Hier befindet sich im ältesten Kellergewölbe der Großen Hamburger Straße – dem der denkmalgeschützten Alten Schmiede – das weltweit erste interaktive Museum der Magie und Mystik: das Magicum. Dieses Museum, welches den Besuchern eine geheimnisvolle Welt offenbart, mit Magie zum Anfassen und Träumen, wurde 2014 in Privatinitiative und mit großem Engagement geschaffen. Auf über 600 Quadratmetern können die Besucher in ein Reich des Übersinnlichen und Unbewussten eintauchen, wobei diese Welt der Wunder und Geheimnisse aus einer spielerischen Perspektive präsentiert wird.
Rund 450 im historischen Backsteingemäuer detailreich arrangierte und humorvoll in Szene gesetzte Exponate erzählen von den Ursprüngen des magischen Denkens, von Hexenkunst, von alten Wissenschaften, Zukunftsdeutung, Ahnenkult und Geisterbeschwörung. Darüber hinaus beschäftigt sich die Ausstellung mit Illusionen und der Kraft der Intuition, mit alten Zeugnissen der Weltreligionen, mit Kraftorten, die vom erstaunlichen astronomischen Wissen prähistorischer Völker künden, mit den verborgenen Kräften der Natur sowie der Magie in der Kunst, in Mythen und in Märchen.
In den verwinkelten Ausstellungsräumen – der alte Gewölbekeller gleicht einem Labyrinth – gibt es Exponate aus vielerlei Kulturen und von allen Kontinenten, denn traditionell findet man Magie bei allen Völkern. So können die Besucher beispielsweise afrikanische Ritualmasken und eine Glücksschale aus Shanghai entdecken, welche der Anrufung jenseitiger Kräfte und der Konzentration dienen. Auch werden Glückselefanten aus Birma und der Schädel eines Wasserbüffels gezeigt. Diese Exponate sollen die besonderen Kräfte von Tieren repräsentieren. Und ein Studierzimmer ermöglicht Einblicke in die Welt des Alchemisten Nicolas Flamel.
Gelegenheiten zum Rätseln, Spielen, Puzzeln und Experimentieren bietet ein Aufenthaltsbereich. Hier können die Besucher ihre eigenen magischen Fähigkeiten und ihre intuitive Geschicklichkeit testen, einen Blick in die Kristallkugel werfen oder eine Tarotkarte ziehen, ihr Krafttier entdecken oder die geheime Botschaft ihres eigenen Namens ergründen. Zudem bietet das Museum mit den Zauberkunst-Workshops auch eine Reise in die Welt der Illusionen an.
Schulklassen können das Museum im Rahmen einer speziell für sie konzipierten Führung besuchen. Dafür wurde vom Museum auch ein „Schulbrief“ erstellt, der Informationen zu den entsprechenden Angeboten enthält.
Schüler erfahren während der Tour un-
ter anderem Wissenswertes über Götter und Hexen, über die Alchemie – die An-fänge der modernen Wissenschaft, über die magische Herkunft der Zahlen, über Astrologie und die symbolische Bedeutung der Sternzeichen. Zusätzlich wird den Schülern im Rahmen eines Museumsbesuches eine Zaubershow geboten, wo scheinbar Unmögliches ganz nah erlebt werden kann.
Kontakt: Magicum Berlin Magic Museum, Große Hamburger Straße 17,
10115 Berlin-Mitte, Telefon 030 – 288 75635, info@magicum-berlin.de,
https://www.magicum-berlin.de
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de