Raumillusionen
Panoramen des Künstlers Yadegar Asisi in Leipzig, Dresden und Berlin – mit speziellen Angeboten für Schulklassen und Informationsmaterial für Lehrer zur Vorbereitung eines Besuches.
Er ist Künstler, Architekt und ehemaliger Hochschullehrer: Yadegar Asisi.
Der 1955 in Wien geborene, in Sachsen aufgewachsene und seit 1979 in Berlin lebende Künstler erschafft riesige 360°-Panoramen mit bis zu 32 Meter Höhe und bis zu 110 Metern Umfang.
Sein erstes Panorama-Projekt realisierte Yadegar Asisi 2003 in einem denkmalgeschützten, ehemaligen Gasometer in Leipzig. Inzwischen gibt es Panoramahäuser in derzeit sieben Städten. Neben den Panoramen in den drei eigenen Einrichtungen – in Leipzig, Dresden und Berlin – sind die Panoramen des Künstlers seit Ende 2014 ebenso in Pforzheim und im französischen Rouen sowie seit 2016 auch in Lutherstadt Wittenberg und seit 2017 in Hannover zu sehen. Ein zweites Gebäude in Berlin eröffnet 2018.
Yadegar Asisi und sein Team realisieren Ausstellungsprojekte, deren Zentrum jeweils das Panorama ist. Die Riesenrundbilder, die weder Anfang noch Ende kennen, schaffen Bildwelten, die sich aus der Zweidimensionalität lösen und zu monumentalen Kunsträumen erheben. Dabei reichen die Themen der Gemälde von hyperrealistischen Stadtansichten über Naturräume bis zu kollektiven Geschichtsmomenten.
Als Ausstellungsorte dienen ehemalige Gasometer oder neu konzipierte Rotunden.
Das Panorama als Kunstraum entdeckte Yadegar Asisi 1993 für sich, als er für „Sehnsucht – Das Panorama als Massenunterhaltung des 19. Jahrhunderts“ in der Bundeskunsthalle in Bonn als Ausstellungsarchitekt tätig war. Seitdem beschäftigt er sich mit den Möglichkeiten des Mediums Panorama und entwickelt die Kunstform kontinuierlich weiter. Als Absolvent des Studienfaches Malerei an der Hochschule der Künste in Berlin, der heutigen Universität der Künste, berücksichtigt Yadegar Asisi dabei ein akademisches Kunstverständnis. Großen Wert legt er unter anderem auf die Perspektive sowie die Form-, Farb- und Pigmentlehre.
Der Bewunderer der Renaissancemaler Andrea Mantegna und Leonardo da Vinci bekennt: „Wer einen Gegenstand gezeichnet hat, hat ihn wirklich verstanden.“
Seine bildgewaltigen Panoramen komponiert der Künstler aus dem eigenen, projektbezogenen Recherchearchiv von bis zu 50.000 Fotografien, Zeichnungen, Skizzen und Malereiarbeiten. Zusätzlich zur „Materialsammlung“ unternimmt er oft umfangreiche Recherche- und Fotoreisen zum jeweiligen Thema. Außerdem finden, nach einem mit Wissenschaftlern besprochenen Story-Board, aufwändige Fotoshootings mit Laiendarstellern, Komparsen und weiteren Ausstattungselementen statt. Die so produzierten Szenenbilder arbeitet Yadegar Asisi in das architektonisch-topografische Grundgerüst des Panoramas ein.
Bevor die Werke auf 3 Meter breite und 32 Meter lange Stoffbahnen gedruckt und im Panoramainnenrund installiert werden, erstellt der Künstler diese aus unzähligen Bildebenen am Computer. Als Grundlage dafür dienen ihm seine Vorarbeiten und die Zuarbeiten seines Kernteams. Zu diesem gehören Mitarbeiter aus den Bereichen Kreation, visuelle Gestaltung, Ausstellungsdesign, 3D-Modeling, Matte Painting, Architektur, Kostümdesign, Redaktion, Projekt- und Kulturmanagement.
In der Endphase der Panorama-Entstehung finalisiert Yadegar Asisi die Riesenrundbilder am Ausstellungsort. Mit großem Aufwand erfolgt die Einrichtung von Licht und Ton für die gewünschte Grundatmosphäre sowie der jeweiligen Tag- und Nachtsequenzen.
Die ins Panorama einleitenden Ausstellungen werden anhand großräumiger Installationen konzipiert und führen mit einer ausgeklügelten Dramaturgie in den Illusionsraum ein.
Dank ihrer Detailtreue, der räumlichen Perspektive und der beachtlichen Größe der Rundbilder erlauben die Panoramen von Yadegar Asisi den Betrachtern eine äußerst realistische Wahrnehmung.
Zu den drei eigenen Einrichtungen gehören das Panometer in Leipzig, das Panometer in Dresden und das Haus in Berlin am Checkpoint Charlie.
Die Bezeichnung Panometer stellt eine Wortschöpfung des Künstlers dar und ist ein Kofferwort aus Panorama und Gasometer. Bei einem Gasometer handelt es sich um einen ehemaligen Gasbehälter. Diese Gebäude haben eine runde, zylindrische Form und eignen sich daher optimal als Ort für Panoramabilder.
Foto: Panometer Leipzig, Titanic: Jannis Mayr © asisi
Das Panometer Leipzig feiert dieses Jahr sein 15-jähriges Bestehen. Hier wurde im Mai 2003 erstmalig Yadegar Asisis Panorama „Everest“ präsentiert.
„2003 war nicht zu erahnen, dass mich die Wiederbelebung der Panoramen, einer Kunstform aus dem 19. Jahrhundert, soweit führen würde“, berichtet Yadegar Asisi. „Dass es derzeit Panoramen an sieben Orten gibt und mit dem Pergamon-Projekt bald ein achtes Haus, verdanke ich nicht zuletzt auch dem stetigen Zuspruch der Besucher in Leipzig. In Leipzig hat alles begonnen. Von hier aus konnte die Panoramakunst in die Welt getragen werden.“
Bis Anfang Januar 2019 ist im Leipziger Panometer noch das Panorama „Titanic – Die Versprechen der Moderne“ zu sehen. Damit thematisiert der Künstler jedoch nicht das eigentliche Schiffsunglück vor der Küste von Neufundland. Vielmehr liegt es in seinem Interesse, mit der Darstellung des gesunkenen Schiffswracks Denkanstöße zu geben, um über das menschliche Streben, die Natur zu überflügeln und dabei den Blick für die eigenen Grenzen und Möglichkeiten aus den Augen zu verlieren, nachzudenken.
Ende Januar 2019 folgt das neue Panorama „Ein Paradies auf Erden – Carolas Garten“. Mit diesem Panorama beschreitet der Künstler erstmals neue Wege. Er nimmt die Besucher mit auf eine Reise in den Mikrokosmos eines Gartens, der, wie durch ein gigantisches Mikroskop betrachtet, auf einmal völlig neuartig erscheint.
Foto: Panometer Dresden, Dresden im Barock, Tom Schulze © asisi
Im Panometer Dresden werden jeweils im Wechsel zwei Panoramen gezeigt: im ersten Halbjahr „Dresden 1945 – Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt“ und im zweiten Halbjahr „Dresden im Barock – Mythos der sächsischen Residenzstadt“.
Das Panorama mit dem Thema Dresden 1945 führt die Besucher in das zerstörte Dresden unmittelbar nach den Bombardements im Februar 1945. Mit einem Blick wie vom Turm des Dresdner Rathauses erschließen sich den Besuchern die Ausmaße der Zerstörungen. Dabei sind die Besucher von der zerstörten Stadt, aus der noch Rauchsäulen aufsteigen, völlig umgeben.
Die Stadt in ihrer Prunk- und Glanzzeit zwischen 1690 und 1760 zeigt das knapp 3.000 Quadratmeter große Panorama „Dresden im Barock“. Hier vermitteln der Rundumblick vom 15 Meter hohen Besucherturm sowie der 15-minütige Tag- und Nachtwechsel, der sowohl akustisch als auch optisch simuliert wird, einen „lebendigen“ Eindruck der barocken Hochkultur der damaligen Zeit.
Foto: asisi Panorama Berlin, Die Mauer: Tom Schulze © asisi
„Die Mauer – das Panorama zum geteilten Berlin“ ist in Berlin in einer eigens dafür errichteten Panorama-Rotunde am symbolträchtigen Checkpoint Charlie zu sehen. Hierbei handelt es sich um das bislang persönlichste Panorama von Yadegar Asisi. Es verdichtet seine Alltagserfahrungen im geteilten Berlin zu einer atmosphärischen Momentaufnahme der 1980er Jahre.
Ein zweites Panorama in Berlin wird ab Herbst 2018 auf den Museumshöfen, unweit des Pergamonmuseums eröffnet: „Pergamon – Panorama der antiken Metropole“. Dieses Panorama führt in das Jahr 129 n. Chr., in die griechisch-antike Stadt Pergamon in Kleinasien. Mit lebendig dargestellter Stadtszenerie wird die römische Zeit unter Kaiser Hadrian thematisiert. Viele Genreszenen schildern das Leben und Arbeiten in der griechisch-antiken Welt vor etwa 2.000 Jahren.
An allen drei Standorten – in Leipzig, Dresden und Berlin – gibt es zu den Panoramen meistens begleitende Ausstellungen und ein umfassendes pädagogisches Programm, um die Thematik den verschiedenen Zielgruppen nahezubringen.
Für Schulklassen werden beispielsweise speziell konzipierte, altersgerechte und nah am Lehrplan orientierte Führungen angeboten. Und die für Lehrer und Betreuer erstellte Broschüre „Angebote für Schulklassen und Jugendgruppen“ gibt unter anderem Auskunft über das jeweilige Führungsangebot, mögliche Workshops oder „Partnerangebote“ für ausgedehnte Exkursionstage.
www.asisi.de
Telefon 0341 – 35 55 340
Panometer Leipzig
Richard-Lehmann-Straße 114
04275 Leipzig
service@panometer.de
www.panometer.de
asisi Panorama Berlin
Checkpoint Charlie
Friedrichstraße 205
10117 Berlin
service@die-mauer.de
www.die-mauer.de
Fotos:
Titanic: Jannis Mayr © asisi
Dresden im Barock, Die Mauer: Tom Schulze © asisi
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de