Multimar Wattforum

Von der Wattschnecke bis zum Pottwal

Das Multimar Wattforum in Tönning (Schleswig-Holstein) verbindet die vielfältigen Phänomene des Wattenmeeres und seiner Bewohner mit schulischen Lerninhalten

Die Stadt Tönning, ein Bade- und Luftkurort in Schleswig-Holstein, ist geprägt durch ihr maritimes Flair, den historischen Hafen mit dem Packhaus und die schöne Altstadt mit sehenswerten Giebelhäusern. Bekanntheit erlangte das Städtchen an der Eider auch durch die Erlebnisausstellung Multimar Wattforum – das größte Informationszentrum für den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Dieses hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Besucher über die Themen Wattenmeer, Nordsee und Meeresschutz zu informieren.

lebensechtes Modell von einem Pottwal in der Walausstellung  Foto: © Andreas Birresborn/LKN.SH

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Im Jahr 1999 wurde das Multimar Wattforum nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet. In späteren Jahren erfolgten verschiedene Erweiterungen der Anlage und Vergrößerungen der Ausstellungsfläche, die heute im Haupthaus ca. 3.100 Quadratmeter umfasst. Die Gesamtkosten für dieses Projekt beliefen sich damals auf 18,1 Millionen Euro.

Das Nationalpark-Zentrum versteht sich als Lernort und möchte seinen Besuchern vermitteln, was den Nationalpark Wattenmeer zu einem der einzigartigsten Lebensräume der Erde macht. Präsentiert werden winzige Wattbewohner und Giganten der Nordsee, es geht um imposante Naturphänomene und die außergewöhnliche Vielfalt im Nationalpark Wattenmeer. Die Wissensvermittlung erfolgt unter anderem anhand von Mitmachstationen, Experimenten, Kurzfilmen und Führungen.

Über 280 Tierarten sind in 37 großen und kleinen Aquarien und Becken ganz nah zu beobachten. Besonders beeindruckend ist das Großaquarium mit 250.000 Liter Meerwasser. Damit die Scheibe diesem gewaltigen Druck standhält, hat sie eine Dicke von 36 Zentimetern. Das Becken ist sieben Meter tief. Zu sehen sind hier 14 große Tierarten der Nordsee, darunter Seewolf, Flunder, Hummer, Stör, Seelachs, Pollack, Katzenhai, Lachs und Meerforelle.

Das Nationalpark-Zentrum Multimar Wattforum liegt in Tönning in unmittelbarer Nähe zum Fluss Eider.  Foto: © Mike Schröder/LKN.SH

Aufgeteilt ist die Ausstellung auf drei Ebenen. Die Besucher gelangen über den Deich und eine Brücke in den Eingangsbereich des Besucherzentrums, der sich im Obergeschoss befindet und wo die Ausstellung mit den Vögeln des Wattenmeeres beginnt. Das Erdgeschoss beherbergt die Nordsee-Aquarien, die Süßwasserbecken, die Ausstellung zum Weltnaturerbe, ein Kino und ein Spielzimmer für die Kleinen. Im Untergeschoss geht es um Wale, Fischerei und die tiefe Nordsee. Hier finden die Besucher auch den unteren Eingang zum Großaquarium. Den Mittelpunkt der großen Walausstellung bildet ein imposanter, im Raum „schwebender“, lebensgroßer Pottwalbulle, welcher halb Skelett und halb Modell ist. Neu ab Sommer 2023 ist die Ausstellung „Watt. Land. Fluss“: Auf dem großzügigen Außenareal und im naturnahen Gehege werden Fischotter und ihre Lebensräume vorgestellt. Die Besucher erfahren hier mehr über die Bedeutung ungestörter Naturräume für die heimische Artenvielfalt. Insgesamt ist die Außenfläche des Nationalpark-Zentrums 10.000 Quadratmeter groß, wobei 500 Quadratmeter davon ein Spielareal sind, mit begehbarem Wasserspielplatz.

Taucher, der die Fischschwärme im Großaquarium füttert  Foto: © Andreas Birresborn/LKN.SH

Schulklassen aller Klassenstufen können verschiedene Bildungsangebote der Einrichtung nutzen, welche die vielfältigen Phänomene des Wattenmeeres und seiner Bewohner mit schulischen Lerninhalten verbinden. Die Bildungsangebote reichen von Entdeckertouren über Forschungstouren, das Forschungslabor, unterschiedliche Thementouren bis hin zu Projekttagen. Gewählt werden kann aus den Themen Nationalpark und Weltnaturerbe Wattenmeer, Lebensräume der Nationalpark-Region, Ebbe und Flut, Lebenswelten von Tieren und Pflanzen, Fischerei, Tourismus, Küstenschutz, Inseln und Halligen. Weitere Bildungsangebote gibt es zu den Themen Meeresmüll und Klimawandel. Mit verschiedenen methodischen Ansätzen soll dazu angeregt werden, den Blick für einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt zu schärfen und nachhaltige Handlungsfelder zu entwickeln.

Die Entdeckungstouren, um das Ökosystem Wattenmeer zu erforschen, eignen sich für Schulklassen aller Klassenstufen. Dabei erkunden die Schüler, aufgeteilt in kleine Teams, mit Hilfe des Entdeckungstour-bogens den betreffenden Themenbereich selbst. Begleitet werden die Gruppen von den Lehrkräften, welche für die etwa einstündige Tour die passenden Lösungsbögen erhalten.
Ungefähr zwei Stunden dauern die Forschungstouren, die Naturphänomenen des Wattenmeeres auf den Grund gehen und ökologische Zusammenhänge untersuchen. Diese werden vom umweltpädagogischen Personal des Besucherzentrums begleitet. Eine weitere Unterstützung der Schülergruppen besteht in einer individuellen Vor- und Nachbereitung auf die Forschungstouren sowie entsprechenden Materialen.

Foto: © Sven Geißler/LKN.SH

Das gut ausgestattete Forschungslabor kombiniert die Forschungstouren durch die Erlebnisausstellung mit schulgerecht aufbereiteten Laborversuchen. Hier verbinden verschiedene Experimente auf anschauliche Weise originale Begegnungen der marinen Tierwelt mit wissenschaftlichen Fragestellungen. Dem jeweiligen Alter der Schüler angepasst, bietet das Forschungslabor unterschiedliche Themen und Schwerpunkte. Bei ihrer individuellen, ca. vierstündigen Forschungsarbeit erhalten die Schüler Unterstützung vom umweltpädagogischen Personal der Einrichtung. Darüber hinaus gibt es für die Klassen 3 bis 6 Begleitmaterial zur Vor- und Nachbereitung und für die Klassen 11 bis 13 Arbeitsbögen für den Laborteil.

Im Forschungslabor finden Schüler der Oberstufe das passende Bildungsangebot für Klassen mit Biologie-Profilkurs. Dabei befassen sich die Schüler mit Themen von molekularen Grundlagen bis hin zu vernetzten Ökosystemen. Sie nähern sich bei diesem Angebot dem Weltverständnis aus naturwissenschaftlicher Sicht, indem sie beobachten, naturwissenschaftliche Fragen formulieren und Wege finden, diese zu beantworten. Anschließend erfolgt eine Präsentation der Ergebnisse.

Ein weiteres Bildungsangebot sind individuell betreute Projekttage – als ein ganzer Tag oder auch eine komplette Schulwoche. Da Tönning außerdem ein guter Ausgangspunkt für Unternehmungen ist, egal ob Wattwanderungen oder Schifffahrten mit Seetierfang, stellt das Besucherzentrum auf Wunsch für Schulklassen gern ein Programm zusammen, passend zur jeweiligen Klassenstufe und den individuellen Vorstellungen.

Das Nationalpark-Zentrum freut sich in normalen Jahren über rund 200.000 Gäste jährlich, wovon rund 25.000 Schüler sind. Meistens kommen die Schulklassen aus Schleswig-Holstein, aber auch aus dem gesamten Bundesgebiet.

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de