Vom Kino-Koloss zur Kletter-Erlebniswelt
Vor 10 Jahren eröffnete, mitten im Multiplex-Kino des Shopping-Centers in Berlin Hellersdorf, das „BergWerk.Berlin“ – laut Website „Europas größter Indoor Kletterpark“
In schwindelerregender Höhe über Hängebrücken, Baumstämme oder schwingende Hindernisse balancieren, von Fass zu Fass springen, horizontal schaukelnde Strickleitern erklimmen oder sich auf die 40 Meter lange Speed-Seilrutsche wagen – das sind nur einige Aktionsmöglichkeiten im Indoor Kletterpark in Berlin Hellersdorf. Der Kletterpark, welcher nach Aussage der Betreiber „Europas größter Indoor-Hochseilgarten“ ist, befindet sich hier mitten im Multiplex-Kino des Shopping-Centers und nennt sich das „BergWerk.Berlin“.
Historie
Vor genau 10 Jahren, im Jahr 2012, eröffnete dieser Indoor-Hochseilgarten. Dafür wurden einige der 12 Kinosäle in eine Kletterwelt mit 4.000 Quadratmeter Fläche umgebaut. Auf 4 Etagen verteilt gibt es eine Kletterstrecke von etwa 1.300 Metern, mit mehr als 120 Übungen in 14 Parcours in bis zu 25 Meter Höhe. Aufgrund der verschiedenen Schwierigkeitsgrade der Parcours bieten sich Klettergelegenheiten für jeden – vom Kleinkind bis zum versierten Kletterexperten. „Vorkenntnisse sind nicht notwendig, eine durchschnittliche Fitness reicht absolut aus“, versichert Geschäftsführer Sören Sydow. Er war von 2004 bis 2016 als Centermanager für den gesamten Center-Komplex Helle Mitte tätig. Und als sich das riesige Kino des Komplexes in dieser Größe als nicht mehr wirtschaftlich erwies, entstand die Idee, aus einigen der Kinosäle einen Kletterpark entstehen zu lassen – sozusagen als alternatives Nutzungskonzept.
Der Namensgebung „BergWerk“ liegen die Kletterrouten zugrunde, die von einer extremen Höhe vom Tageslicht bis hinab in eine Kulisse „unter Tage“ führen, welche erzgebirgischen Bergwerken nachempfunden ist. Hier befinden sich die Kletterer, anders als in klassischen Kletterhallen zum Bouldern, in einer atmosphärischen Erlebniswelt. Denn im Kletterpark ist es recht dunkel, mit indirekten Lichtquellen.
Parcours
Gipfelstürmer nennt sich der Hauptparcours, mit Kletterhöhen von 3 bis 20 Metern. Dem Namen entsprechend führt dieser Parcours in Etagen von unten nach oben und ist für Kletterer ab 8 Jahren begehbar. Dabei können in jeder Etage verschiedene, weitestgehend horizontal verlaufende Strecken geklettert werden. Die ersten Etagen verfügen über leichtere Klettergelegenheiten, nach oben hin gibt es dann unterschiedlich schwierige Stationen. Beim anspruchsvollsten Parcours, mit der Bezeichnung Alpinista, geht es an den Fassaden des Einkaufszentrums entlang nach oben auf eine Höhe von 25 Metern, bis ins helle Licht unter dem Glasdach des Shopping-Centers und von hier aus auf einer 40 Meter langen Speed-Seilrutsche quer durch die Shopping Mall.
„Es zählt beim Klettern nicht hauptsächlich die Kraft“, erklärt Sören Sydow. „Vielmehr kommt es darauf an, auf das eigene Körpergefühl zu vertrauen, sich Zeit zu nehmen zum Ausbalancieren und den Körperschwerpunkt zu finden. Zusätzlich zur Verbesserung der Bewegungskoordination wird auch das Selbstvertrauen gestärkt.“
Schulklassen
Zur Klientel der Einrichtung zählen neben Einzelpersonen und Familien auch unterschiedliche Gruppen wie beispielsweise Vereine, Firmen oder Schulklassen. Für diese wurden spezielle Angebote entwickelt. Hinsichtlich des Besuches von Schulklassen sagt Sören Sydow: „Es ist uns natürlich eine besondere Herzenssache, unsere eigene Begeisterung für das Erlebnis Höhe und das Klettern an Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Daher ist die Betreuung von Schulkassen sowie die Durchführung von Teambuildings, speziell für Kinder und Jugendliche, ein Schwerpunkt unserer Arbeit.“
Zur Vorbereitung eines Kletterabenteuers mit der Schulklasse stehen auf der Internetseite des Kletterparks für Lehrer verschiedene Informationen zum Ausdrucken zur Verfügung, wie Info-Flyer Wandertag, Checkliste oder Betreuerformular. Auf Anfrage ist für Schülergruppen das Klettern auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. In jedem Fall wird eine rechtzeitige Buchung empfohlen.
Voraussetzungen
Besondere Voraussetzungen für einen Besuch mit der Schulklasse müssen nicht erfüllt werden, außer trittfesten Schuhen und bequemer, nicht zu warmer Kleidung wäre nichts zu beachten. Allerdings sollten die Schüler alle über 1.30 Meter groß sein. Die Lehrer benötigen keinerlei Befähigung oder Nachweis, wie Kletterschein oder Ähnliches, um mit den Klassen die Einrichtung zu besuchen. „Der Besuch der Gruppen ist über unsere Haftpflichtversicherung abdeckt“, gibt der Geschäftsführer Auskunft. „Und während des Kletterns der Klasse befinden sich die Trainer immer in Rufreichweite und können jederzeit und bei Bedarf eingreifen, helfen, unterstützen.“ Bis zur Klassenstufe 6 sollten die Lehrer und Betreuer einplanen, dass pro 10 Schüler mindestens ein Erwachsener aktiv mitklettert.
Foto: © BergWerk.Berlin
Angebote
Eins der Angebote für Schulklassen nennt sich „Klassen-Abenteuer“. Es dauert 2,5 bis 3 Stunden und eignet sich für die Jahrgangsstufen 7 bis 13. Hier stehen der Teamgedanke und die Schaffung von Gemeinschaftserlebnissen im Vordergrund. Unter Anleitung von ausgebildeten Trainern und Pädagogen erleben die Jugendlichen erlebnispädagogische Interaktionen am Boden und in der Höhe. „Das schult vor allem die sozialen Kompetenzen, wie Kommunikation, Kooperation und den Vertrauensaufbau untereinander“, informiert Sören Sydow. „Auf diese Weise wird dieses speziell für Jugendliche entwickelte Teambuilding, abseits des alltäglichen Schulsettings, nicht nur zum herausfordernden Klettererlebnis, sondern auch zur Lernwerkstatt für die Klasse.“
Sicherheit
Was die Sicherheit betrifft, so wird darauf höchstes Augenmerk gelegt. „Mit modernster Ausrüstung, permanenter Höhensicherung und professioneller Aufsicht sorgen wir für ein Maximum an Sicherheit“, sagt Sören Sydow. „Alle Schüler bekommen vor dem Zugang zur Kletteranlage eine umfassende Einweisung und müssen vor Zutritt einem Trainer die Handhabung der Ausrüstung vorführen und so nachweisen, dass sie deren Handhabung auch verstanden und verinnerlicht haben. Bei richtiger Anwendung ist somit ausgeschlossen, dass ein Kletterer unbeabsichtigt ungesichert im Kletterparcours stehen kann.“ Die Unfallstatistik des Unternehmens gibt diesen Aussagen Recht. Bei knapp 600.000 Besuchern in 10 Jahren liegt die Anzahl ernster Unfälle und Verletzungen bei 0.
Täglich vor Eröffnung gibt es eine Inspektion der Anlage durch einen fachkundigen Sicherheitstrainer, außerdem regelmäßige wöchentliche Wartungsintervalle und eine jährliche Prüfung, Abnahme und Zertifizierung durch den TÜV. Sören Sydow: „Wir betreiben für die Sicherheit unserer Anlage ziemlich großen zeitlichen, personellen und finanziellen Aufwand. Das ist unser Anspruch, aber natürlich auch ein Muss.“
Schulklassen, welche den Kletterpark besuchen, kommen hauptsächlich aus der Region Berlin-Brandburg, aber vielfach auch aus ganz Deutschland. „Auch international besuchen uns Klassen, so zum Beispiel regelmäßig aus Dänemark, Holland, Israel. Die weiteste Anreise zu uns hatte nach meinem bisherigen Kenntnisstand eine Schule aus Peru“, freut sich der Geschäftsführer. „Und da wir ein internationales Team von Trainern bei uns im Einsatz haben, können wir auch mehrsprachig einweisen und betreuen.“ In der Hochsaison wird Sören Sydow von bis zu 30 Mitarbeitern unterstützt. Wobei alle Klettertrainer nach den Standards der IAPA (International Association of Adventure Parks) speziell auf diese Kletteranlage ausgebildet werden und die Ausbildung mit einer theoretischen sowie praktischen Prüfung abschließen.
Da der Indoor Kletterpark direkt am U-Bahnhof Hellersdorf (U5) liegt, ist er vom Alexanderplatz, ohne umzusteigen, in gut 20 Minuten und vom Berliner Hauptbahnhof in etwa 30 Minuten mit dem Berliner ÖPNV zu erreichen.
BergWerk.Berlin
Stendaler Straße 25
12627 Berlin
Telefon 030 – 99 27 43 73
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www.bergwerk.berlin
Fotos: BergWerk.Berlin (3)
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de