„Weltreise“ durch das Tierreich
Im Zoo Leipzig (Sachsen) gibt es sechs naturnah gestaltete Erlebniswelten, die ein Eintauchen in die facettenreiche Tierwelt erlauben. Hier sind Safaris durch Asien, Afrika, Pongoland oder Gondwanaland möglich.
Schulklassen können spezielle Angebote nutzen.
Es war das Jahr 1878, als der Zoo Leipzig durch den Leipziger Gastwirt Ernst Pinkert als privater zoologischer Garten gegründet wurde. Zur Zooeröffnung am Pfingstwochenende 1878 kamen etwa 4.500 Besucher und bestaunen Kängurus, Papageien und Antilopen ebenso wie einen bengalischen Königstiger und ein Löwenpaar. Seitdem hat der Zoo Leipzig zwei Weltkriege, wirtschaftliche Engpässe und politisch unruhige Zeiten überstanden und sich Schritt für Schritt vergrößern und zu einem der modernsten Tiergärten der Welt entwickeln können.
Der Zoo Leipzig befindet sich zentrumsnah gelegen am Rande eines großen Auwaldgürtels, der sich durch ganz Leipzig, der größten Stadt im Freistaat Sachsen, zieht. Heute zählt der parkartig und so barrierefrei wie möglich gestaltete Zoologische Garten zu den artenreichsten in Europa. Er beherbergt etwa 800 Tierarten und umfasst eine Fläche von 27 Hektar. Davon sind 2,1 Hektar Wasserfläche.
Seit dem Jahr 2000 erfolgen unter dem Projektnamen „Zoo der Zukunft“ großflächige Umbauten und Erweiterungen der Einrichtung. Inzwischen hat sich der Zoo zur besucherstärksten Kultur-, Bildungs- und Freizeiteinrichtung von Leipzig entwickelt. Denn das besondere Konzept der Einrichtung vereint artgerechte Tierhaltung, Artenschutz, Bildung und interessante Entdeckertouren.
Die nach aktuellen Erkenntnissen in der artgerechten Tierhaltung gestalteten Gehege sind den natürlichen Lebensräumen der Tiere nachempfunden. Heute prägen – statt Beton, Stahl und Fliesen – weitläufige Savannen, schützende Baumbestände und großzügige Wasserläufe das Zoogelände. Das Ziel besteht darin, mit dem Abschluss der Modernisierung in einigen Jahren, einen weitestgehend gitterlosen, naturnahen Zoo der Zukunft gestaltet zu haben.
Foto: Historischer Eingangsbereich Zoo Leipzig, © Zoo Leipzig
Eingeteilt ist der Tiergarten in sechs Erlebniswelten: Gründer-Garten; Gondwanaland; Asien; Pongoland; Afrika; Südamerika.
Beim Gründergarten handelt es sich um den historischen Bereich der Einrichtung, welchen die Besucher durch das alte Zoo-Portal – den Haupteingang – betreten. Hier sind noch zahlreiche Gebäude aus den Anfangsjahren des Zoos vorhanden, die in moderne Tierhäuser umgestaltet wurden, wie die Affeninsel, das Koala-Haus, das Entdeckerhaus Arche, das Terrarium und das Aquarium.
Foto: Tropenerlebniswelt Gondwanaland, © Zoo Leipzig
Das größte Projekt in der Entwicklung des Tiergartens ist die 2011 eröffnete Tropenerlebniswelt Gondwanaland, benannt nach dem Urkontinent Gondwana. In der Halle in Form eines riesigen, gleichschenkligen Dreiecks, auf einer Fläche von 16.500 Quadratmetern, erhalten die Besucher völlig neue Einblicke in das Ökosystem vieler bedrohter Pflanzen und Tiere. Bei subtropischen 25 Grad Celsius und einer hohen Luftfeuchtigkeit können die Besucher den urwüchsigen Regenwald mit allen Sinnen entdecken. Dabei ist die Entdeckungsreise auf verschiedene Arten möglich: entweder ebenerdig auf verschlungenen Pfaden oder per Boot auf dem Gamanil, einem als Urwaldfluss gestalteten, 390 Meter langen Bootskanal. An einer Endloskette bewegen sich 12 Boote mit jeweils 16 Sitzplätzen. Darüber hinaus kann eine Erkundung dieser Erlebniswelt von „oben“ erfolgen. Denn ein über 90 Meter langer, über Hängebrücken erreichbarer „Baumwipfelpfad“ spannt sich in 12 Meter Höhe, zwischen Urwaldriesen und einer Felswand, wie ein Spinnennetz durch den Dschungel.
In Gondwanaland sind mehr als 25.000 tropische Pflanzen zu finden, über 300 exotische Tiere leben hier und es gibt unter anderem auch einen zehn Meter hohen Wasserfall.
Im Erlebnisbereich Asien sind in der sibirischen Tiger-Taiga die Amurtiger zu bestaunen. Im Elefanten-Tempel können die grauen Riesen durch eine Scheibe hindurch beim Baden unter Wasser beobachtet werden. Die stark vom Aussterben bedrohten Schneeleoparden haben mit der Hochgebirgslandschaft Himalaya ein naturnahes Zuhause und leben in unmittelbarer Nachbarschaft zu Roten Pandas und der angrenzenden historischen Freiflugvoliere mit Gänsegeiern und Waldrappen. Aber auch Lippenbären, Anoas und Przewalski-Pferde gibt es hier unter anderem zu entdecken.
Der erste komplett fertiggestellte Bereich des neuen Zoo-Konzepts war das Pongoland. Die weltweit einmalige Menschenaffenanlage entstand in Kooperation mit dem Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthro-pologie. Pongo ist der wissenschaftliche Gattungsname der Orang-Utans. In diesem Bereich des Tiergartens treffen die Besucher auf Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans und können an mehreren Entdeckerstationen selbst zum Forscher werden.
Zebras, Giraffen, Strauße und andere Arten leben im Themenbereich Afrika in einer weitläufigen Landschaft friedlich zu-sammen, fast wie in der freien Natur. Die Savannentiere können von den Besuchern von verschiedenen Aussichtspunkten beobachtet werden. Gleich nebenan befinden sich die Raubtieranlagen, wo Tüpfelhyänen nur durch einen Graben getrennt unweit von ihrer Beute leben. Ebenso haben die Löwen und die beliebten Erdmännchen hier ihr Revier, und auch Okapis, Spitzmaulnashörner und Geparden sind in diesem Bereich zu finden.
Die Erlebniswelt Südamerika ist die letzte auf dem Weg zum „Zoo der Zukunft“. Von 2015 bis 2020 werden hier die Tieranlagen errichtet. Erstes Projekt des Südamerika-Bereiches war die Einrichtung der „Hacienda Las Casas“, einer Gastronomie in südamerikanischer Atmosphäre. Dafür wurde das 1824, schon vor der Eröffnung des Tierparkes errichtete Café „Schweizerhäuschen“ einbezogen. Dieses einzige erhaltene Leipziger Ausflugslokal aus der Zeit des Biedermeiers war das älteste Gebäude des Zoos und wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Von hier aus können die Besucher ihre Expedition zu den wilden Landschaften des urigen Südens Südamerikas starten.
Um Schulklassen die Gelegenheit zu geben, den Zoo Leipzig als außerschulischen Lernort zu nutzen, wurden unterschiedliche Angebote erstellt. Diese reichen von der Einsteigertour durch alle 6 Themenwelten über Schnupper-Safaris und Zoo-Rallyes bis zu Tierbegegnungen für Besucher.
„Es werden zielgruppenspezifische und allgemeine Pakete angeboten, die man auch als Einzelbausteine buchen und zusammenstellen kann“, informiert Dr. Monika Karl, die Sales-Managerin des Zoos. „Das von Schülern am meisten gebuchte Programm ist die 60-minütige Einsteiger-Safari, die von pädagogisch geschulten Zoolotsen durchgeführt wird und die spannende Quiz-Fragen, ein Puzzle oder Tier-Memory beinhaltet. Bei Schülern beliebt sind ebenso die Bootsfahrt in Gondwanaland und die Fahrt mit dem Safari-Truck um Pongoland. Außerdem gibt es im Zoo zahlreiche interaktive Lernspiele für die spielerische Erkundung.“
Die Schüler können den Zoo auch selbständig erforschen. Dazu steht ihnen die Actionbound-App zur Verfügung. Hier stehen vier verschiedene Varianten zu Auswahl, darunter eine in französischer Sprache. Dabei gibt es jeweils zwischen 14 bis 29 Fragen zu beantworten. Aber ebenso kann der Tiergarten auf die klassische Weise entdeckt werden – per Fragebogen, der im Safari-Büro erhältlich ist oder zum Herunterladen auf der Zoo-Webseite bereitsteht.
Schulklassen haben zudem die Möglichkeit, einen Tag in der 1969 gegründeten Zooschule zu erleben. Die fachübergreifenden und fächerverbindenden Unterrichtsangebote richten sich an Schüler aller Schulformen und Klassenstufen. Leitfächer sind Biologie beziehungsweise Sachkunde. Aufgrund der hohen Nachfrage wird den Lehrern nahgelegt, rechtzeitig einen Wunschtermin für den Unterricht im Zoo zu vereinbaren.
Nähere Informationen über das Tourenangebot, die Actionbound-App und den Zoo sind auf dessen Internetseiten zu finden, wo auch verschiedene Materialien und Arbeitsblätter zum Herunterladen zur Verfügung stehen. Daher wird in Vorbereitung eines Zoobesuches mit der Schulklasse unbedingt der Besuch der Webseite empfohlen.
Monika Karl: „Für uns sind Schulklassen eine sehr wichtige Zielgruppe, um sie unter anderem für den Artenschutz zu sensibilisieren. Denn Schüler von heute sind die Artenschützer von morgen!“
Zoo Leipzig
Pfaffendorfer Straße 29
04105 Leipzig
Telefon 0341 – 5933 500
office@zoo-leipzig.de
www.zoo-leipzig.de
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de