Wildnisschule Wildeshausen

Die Natur hautnah erleben

Wildnis-Klassenfahrten der Wildnisschule Wildeshausen (Niedersachsen) schaffen Raum für Selbsterfahrung und Teamentwicklung

Mit den Füßen durch frischen Morgentau spazieren, Moosgeruch in der Nase spüren, im warmen Sand entspannen, leckere Wildkräuter schmecken, Brot in der Glut des Feuers backen, den Fährten von Tieren folgen, alte Fertigkeiten der Vorfahren erlernen – das alles soll dazu beitragen, ureigene Instinkte und Neugier zu wecken sowie sich körperlich wieder ganz lebendig zu fühlen.
Geboten werden diese Möglichkeiten von der Wildnisschule Wildeshausen, welche Mitglied im Wildnisnetzwerk Deutschlands ist. Wildeshausen, eine Stadt im niedersächsischen Landkreis Oldenburg, liegt inmitten des Naturparks Wildeshauser Geest an der Hunte. Geleitet wird die seit 1998 bestehende Wildnisschule von den Biologinnen und Wildnispädagoginnen Judith Wilhelm und Myriam Kentrup, die von kompetenten freien Mitarbeitern unterstützt werden. „In unserer Wildnisschule möchten wir erfahrbar machen, dass die Erde alles bereitstellt, was wir brauchen, und sie uns unser eigentliches Zuhause schenkt“, erklärt Judith Wilhelm. „Neben einem breiten Fortbildungsprogramm für Erwachsene an Wochenenden, bieten wir auf unserem Platz in der Woche auch Klassenfahrten.“

Foto: Wildnisschule Wildeshausen

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Wildnis-Klassenfahrten finden von Mai bis Oktober statt und können drei bis fünf Tage dauern, wobei die beiden Biologinnen eine volle Wildnis-Woche empfehlen, da die Schüler etwas Zeit brauchen, wirklich in das Camp-Leben einzutauchen.
Der Schwerpunkt bei Wildnis-Klassenfahrten liegt in der Gemeinschaftsbildung und Stärkung der Verbindung zur Natur. „Allein durch das Camp-Leben draußen, das Zelten, Feuermachen, Alltagorganisieren oder das gemeinsame Singen finden spannende Gruppenprozesse statt“, informiert Myriam Kentrup. „Auch durch gezielte Kooperationsaufgaben und Spiele in der Natur wird die Teamfähigkeit im Klassenverband gestärkt.“

Wildnis-Klassenfahrten bedeuten, ganz nah an der Natur zu sein und ein paar Tage in Zelten im Kiefernwald zu wohnen, im See zu baden, Spiele und Aktionen im Wald zu erleben, sich bei spannenden Indianerspielen herauszufordern oder mit Wahrnehmungsübungen ruhig zu werden. Auch Flussüberquerung und Nachtwanderung mit der Gruppe gehören zum Programm, ebenso wie jeden Abend im Tipi am Feuer den Tag ausklingen zu lassen. „Und für alle, die dann noch Lust auf mehr körperliche Aktivität haben, bietet das Bodencatchen und der Stockkampf Möglichkeiten, kontrolliert und innerhalb der Regeln überschüssige Energie herauszulassen und sich auspowern zu können“, sagt Judith Wilhelm. „Außerdem wirken diese Aktionen auch als gutes Ventil, um wichtige Themen im Miteinander zu klären.“

Foto: Wildnisschule Wildeshausen

Den Erfahrungen der beiden Biologinnen zufolge ist das Camp-Leben eines der effektivsten Mittel für die Teamentwicklung. Denn alle müssen mit anpacken: das Feuer wird gebraucht, um Tee zu kochen, es muss Wasser geholt und Holz gehackt werden… „Das Lagerleben fordert und fördert wie nebenbei und sehr alltäglich die soziale Kompetenz von Kindern und Jugendlichen“, so Myriam Kentrup. „Durch den Alltag in der Natur sind sie gefordert, ihren Teil zum Gemeinschaftsleben beizutragen. Sie erfahren hautnah, welche Auswirkungen Eigeninitiative, Engagement und Teamarbeit in der Gruppe haben.“ Trotzdem verfügen die Schüler hier über viele Freiheiten und Entfaltungsmöglichkeiten – innerhalb bestimmter Sicherheits- und Umgangsgrenzen.

Geschlafen wird in Übernachtungs-Tipis, mit Platz für jeweils sieben Kinder und viel Gepäck, auf dem Gelände der Wildnisschule. Es sind sechs Kunstfaser-Tipis vorhanden, die sowohl als Schlafplatz dienen als auch Rückzugsraum mit einfachster Ausstattung sind. Lehrer übernachten in ihren eigenen, mitgebrachten Zelten. Die erste oder auch zweite Nacht übernachtet mindestens einer der Teamer ebenfalls auf dem Gelände. Isomatten und Schlafsäcke, die auch auf der Ausrüstungsliste stehen, bringen die Schüler selbst mit. Auf den Internetseiten der Wildnisschule ist die Ausrüstungsliste abrufbar.

„In der Natur lässt es sich am besten leben, und es ist immer eine wertvolle Erfahrung,
wenn auf einige zivilisatorische Dinge verzichtet wird“, sagt Myriam Kentrup. „Das heißt, es sollte auf Süßigkeiten verzichtet werden, die ziehen Ameisen im Zelt an und verursachen immer viel Müll. Auch benötigen die Schüler hier kein Geld, da es keine Möglichkeiten gibt, etwas zu kaufen. Ebenso bitten wir darum, dass elektronische Geräte zu Hause bleiben. Für Notfälle haben unsere Teamer ein Telefon bei sich.“

Was sanitäre Einrichtungen betrifft, so können, obwohl mitten im Wald gezeltet wird, die des unmittelbar benachbarten Kultur- und Tagungshauses genutzt werden. Die Toiletten werden zweimal täglich, unter Anleitung der Lehrer oder Praktikanten, von den Schülern gereinigt.
„Bezüglich der Verpflegung brauchen die Schüler keine Angst haben, dass es Würmer oder Ameisenlarven zu essen gibt, denn bei uns wird gut bürgerlich gekocht“, gibt Judith Wilhelm Auskunft. „Unsere Köchinnen wissen, was den Kindern schmeckt und so gehören Nudel-, Kartoffel- und Reisgerichte mit viel Gemüse und Eiern zum Programm. Wir kochen ausschließlich vegetarisch und zu 90 Prozent in Bio-Qualität. Und aufgrund der Vollverpflegung müssen die Schüler nichts dazukaufen.“ Das Essen wird in der Tagungshausküche zubereitet, von den Schülern abgeholt und im Zeltlager aufgetischt. Gespeist wird im Versammlungskreis unter der Plane oder im großen Versammlungstipi, welches auch zum Feuermachen, Schnitzen, Erzählen und Basteln zur Verfügung steht.

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Bei den Schulklassen, die im Wildnis-Camp zu Gast sind, handelt es sich meistens um die 4. bis 7. Jahrgangsstufen. Häufig kommen diese aus der Region, aber auch aus benachbarten Bundesländern. „Viele Lehrkräfte und Schulen, die einmal ein Camp in der Wildnisschule erlebt haben, kommen über Jahre immer wieder. Deshalb haben wir viele Stammschulen als Kunden“, freuen sich Judith Wilhelm und Myriam Kentrup.

Kontakt
Wildnisschule Wildeshausen

Zur Großen Höhe 4
27243 Prinzhöfte
Telefon 04224 – 140551
info@wildnisschule.de
www.wildnisschule.de

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

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