Den Blick für die Natur schärfen
Das Nationalpark-Zentrum Eifel befindet sich auf dem historischen Gelände „Vogelsang IP“.
Begleitend zur Dauerausstellung „Wildnis(t)räume“ gibt es lehrplanbezogene Programme.
Der Nationalpark Eifel, ein 110 Quadratkilometer großes Schutzgebiet in Nordrhein-Westfalen, liegt in einer von Wald, Wasser und Wildnis geprägten Landschaft. Er grenzt an Belgien sowie den Rurstausee. Seit 2004 entsteht auf dem Gebiet des Nationalparks, unter dem Motto Natur Natur sein lassen, ein Urwald von morgen.
Informationen über den Nationalpark Eifel gibt es im Nationalpark-Zentrum Eifel. Dieses befindet sich inmitten des Nationalparks, in Schleiden, auf dem historischen Gelände Vogelsang IP (siehe Kasten).
Der Titel der Dauerausstellung im Nationalpark-Zentrum Eifel lautet Wildnis(t)räume. Die Vorbereitungszeit für diese Dauerausstellung nahm einige Jahre in Anspruch und wurde unter anderem von einem interdisziplinären wissenschaftlichen Beirat begleitet. „Zusätzlich haben wir verschiedene Fachleute für spezielle Inhalte und zur Barrierefreiheit konsultiert“, berichtet Dr. Kerstin Oerter, Fachgebietsleiterin des Nationalpark-Zentrum Eifel.
Ein erstes Ausstellungskonzept gab es bereits 2008 und die Realisierung dessen erfolgte ab 2010. „Parallel zur Ausstellungsentwicklung starteten ebenfalls 2010 die sechsjährigen Bauarbeiten am neuen Ausstellungs- und Besucherzentrum Forum Vogelsang IP. Im Spätsommer 2016 war es dann soweit. Im Forum Vogelsang IP ist ein Nationalpark-Zentrum mit einer interaktiven Dauerausstellung entstanden“, so Kerstin Oerter. „Hier gibt es moderne Inszenierungen, Stationen zum Ausprobieren und Spielen, Tastmodelle, Tierpräparate zum Anfassen, Pflanzendüfte zum Schnuppern, Hörspiele und Tiergeräusche zum Lauschen sowie viele neue Perspektiven, die den Blick auf die Natur schärfen. Und vom Panoramaraum der Ausstellung aus eröffnen sich unseren Gästen weite Ausblicke über den Urftsee, die dicht bewaldeten Berghänge und die offenen Graslandschaften des Nationalparks.“
Während der Reise auf den Spuren der biologischen Vielfalt werden die Besucher von der Eifel bis hin zu fernen Kontinenten geführt. Dabei stehen den Gästen die Inhalte auch in Leichter Sprache, in Gebärdensprache und als Audiodeskription zur Verfügung.
Die Ausstellung, auf einer Fläche von insgesamt etwa 2.000 Quadratmetern, ist auf zwei Etagen verteilt. Kerstin Oerter: „Ein taktiles Leitsystem weist den Weg durch die sieben Ausstellungsmodule, die auch mit dem Rollstuhl bequem befahrbar sind. Das Zertifikat Reisen für Alle bestätigt uns die Umsetzung der Barrierefreiheit in allen Bereichen.“
Foto: Nationalpark-Zentrum Eifel, © Dominik Ketz
Für den Besuch von Schulklassen aller Schulformen, auch für inklusive Klassen, wurden Angebote unterschiedlicher Dauer entwickelt. „Die auf den Lehrplan bezogenen Programme richten sich an Schüler der 1. bis 8. Klasse“, gibt Kerstin Oerter Auskunft. „Höhere Klassenstufen können uns natürlich ebenso besuchen. Wir empfehlen eine Führung durch die Erlebnisausstellung in Kombination mit einer Wanderung oder Outdoorspielen.“
Ranger oder geschulte Referenten des Nationalpark-Zentrums führen die Programme durch. „Um eine gute Betreuung zu gewährleisten, streben wir eine Gruppengröße von 15 bis 20 Personen an. Daher werden ab einer Klassenstärke über 20 Personen zwei Gruppen mit jeweils einer pä-dagogischen Betreuung gebildet“, informiert Kerstin Oerter.
Die Programme für Schulklassen unterteilen sich in Angebote von vier verschiedenen Längen: Es gibt eine 90-minütige Erkundungstour durch die Erlebnisausstellung Wildnis(t)räume. Zur 135 Minuten dauernden Maxi-Erkundungstour gehören zusätzlich zum Ausstellungsbesuch auch ein Kreativteil oder eine Ausstellungsrallye. Insgesamt 180 Minuten dauert ein Erkundungstag, der einen Ausstellungsbesuch, einen Kreativteil oder eine Rallye sowie Naturerlebnisspiele oder eine Wanderung umfasst. Und beim Maxi-Erkundungstag, mit einer Dauer von 270 Minuten, kommt zusätzlich zu den Programmen noch ein Kleinprojekt hinzu.
„Eine Kombination von Indoor- und Outdoor-Programmteilen ist insoweit vorteilhaft, dass dies der Aufmerksamkeitsspanne der Schüler entgegenkommt“, erklärt Kerstin Oerter. „Bislang wird das 180 Minuten-Programm am häufigsten gebucht.“
Was die Programminhalte betrifft, so richten sich diese an verschiedene Klassenstufen. Für die 5. und 6. Klasse lautet das Thema „Wildnis“. Dabei geht es unter anderem um die Vielfalt von Lebewesen in der Umgebung, um Tiere und Pflanzen im Jahresverlauf, um Sonne, Klima, Leben und um die Anpassung an Lebensräume und Jahresrhythmus.
Das Thema „Wald Wasser Wildnis“ ist auf die Klassen 7 und 8 abgestimmt. Es behandelt beispielsweise Ökosysteme und ihre Veränderungen, den Energiefluss und Stoffkreisläufe sowie den Arten- und Biotopschutz.
Schulen in Nordrhein-Westfalen und in der Region können verschiedene Fördermöglichkeiten eines Besuches im Nationalpark-Zentrum nutzen – jeweils solange der Etat reicht. Zum einen kann die Übernahme der Fahrkosten durch die „Heimat-Touren NRW“ erfolgen. Zum anderen erstattet der Förderverein Nationalpark Eifel auf Antrag fünfzig Prozent der Fahrtkosten. Außerdem besteht die Möglichkeit der Übernahme der Programm-Kosten für Schulen der Städteregion Aachen.
„Im Jahr 2018 haben 21.600 Personen die Ausstellung besucht,“ freut sich Kerstin Oerter. „Davon entfallen 2.600 auf Schulklassenbesuche. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass das Schulklassenprogramm erst im Spätsommer 2017 gestartet ist und im Jahr 2018 das erste Mal gefördert wurde.“
Foto: Vogelsang IP, © Roman Hövel, Vogelsang IP gGmbH
Ein Besuch des Nationalpark-Zentrums beziehungsweise die Teilnahme an den Schulklassenprogrammen kann auch mit einem Besuch der Ausstellung zur NS-Geschichte des Ortes, welcher erst ab 12 Jahre empfohlen wird, kombiniert werden. Diese Ausstellung befindet sich ebenfalls im Forum Vogelsang IP. Ferner ist es möglich, das historische Gelände Vogelsang IP zu erkunden oder an einer geführten Wanderung durch den Nationalpark teilzunehmen, um die Geheimnisse entstehender Wildnis zu entdecken.
Eine Besonderheit hat diese Region auch bei Dunkelheit zu bieten. Denn an kaum einem anderen Ort in Europa funkeln die Sterne so hell und klar wie hier. Sogar die Milchstraße ist von hier aus mit bloßen Augen zu sehen. Von der International Dark-Sky Association wurde das Schutzgebiet daher 2014 zum ersten Sternenpark in Deutschland erklärt.
Nationalpark-Zentrum Eifel
Forum Vogelsang IP
Vogelsang 70
53937 Schleiden
Telefon 02444 – 91574 0
info@nationalparkzentrum-eifel.de
www.nationalparkzentrum-eifel.de
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de