Deutschlands Nationalparks

Spannende Naturwelten

Deutschlands sechzehn Nationalparks sind nicht nur Schutzgebiete, sondern auch außerschulische Lernorte

Im Bereich Nationalparks ist Deutschland ein Nachzügler. Der Yellowstone-Nationalpark in den USA wurde, als erster Nationalpark der Welt, bereits 1872 eingeweiht. Und erst einhundert Jahre danach öffnete der Nationalpark Bayerischer Wald als erster deutscher Nationalpark.
Bei den inzwischen insgesamt sechzehn deutschen Nationalparks handelt es sich um einzigartige Reservate, die sich praktisch vor der Haustür befinden: unberührte Natur – vom Alpenvorland bis zur Ost- und Nordsee. Unter dem Grundsatz „Natur Natur sein lassen“ sind die Nationalparks Schutzgebiete, welche zum einen die ökologische Unversehrtheit eines oder mehrerer Ökosysteme sichern und zum anderen Naturerfahrungs-, Erholungs-, Forschungs- und Bildungsangebote fördern.

Die Bildungsangebote der Nationalparks richten sich jeweils an unterschiedliche Zielgruppen – eine davon sind Schulklassen. Angebote für Schüler haben das Ziel, die Nationalparks als außerschulische Lernorte zu präsentieren, dabei Spaß mit Bildung zu verbinden, die Schüler für die Natur zu sensibilisieren und zu einem nachhaltigen Umgang mit ihr anzuregen. Oft orientieren sich die Schulklassenangebote an den aktuellen Lehrplänen und werden altersgerecht, abgestimmt auf unterschiedliche Klassenstufen, vermittelt.

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Im Südosten Bayerns, an der Grenze zu Österreich, befindet sich der einzige deutsche Alpen-Nationalpark: der Nationalpark Berchtesgaden. Kennzeichnend für dieses Schutzgebiet sind tiefe Täler, hohe Berge und kristallklare Gebirgsflüsse. Hier leben alpenländische Tiere wie Gämsen, Steinböcke, Murmeltiere und Auerhähne. Wege und Steige von insgesamt ca. 260 Kilometer Länge ermöglichen eine Vielzahl unterschiedlicher Bergtouren. Auf dem Königssee verkehren umweltfreundliche Passagierboote mit elektrischem Antrieb, und in den Gewässern des Nationalparks kann gebadet werden – ein Badeverbot ist seit 1987 aufgehoben.
Zentrales Informations- und Bildungszentrum des Nationalparks Berchtesgaden ist das „Haus der Berge“, zu welchem auch ein Außen- und Erlebnisgelände gehört. Das Informationszentrum präsentiert unter anderem eine rund 900 Quadratmeter beanspruchende Ausstellung.

Der älteste Nationalpark Deutschlands liegt in Ostbayern, direkt an der Grenze zu Tschechien: der Nationalpark Bayerischer Wald. Zusammen mit dem benachbarten Böhmerwald gilt er als die größte zusammenhängende Waldfläche Mitteleuropas. Neben Hochwäldern erstrecken sich in dem Schutzgebiet auch ökologisch wertvolle Hochmoore mit Moorseen. Heute fühlen sich hier seltene Tiere wie Luchse, Schwarzstörche und Biber wieder heimisch.
Zu den Bildungseinrichtungen im Nationalpark zählen das „Hans-Eisenmann-Haus“ bei Neuschönau und das „Haus zur Wildnis“ in Ludwigsthal.
In der Nähe des „Hans-Eisenmann-Hauses“ befinden sich ein Baumwipfelpfad sowie ein Tier- und Pflanzengelände. Und nahe dem 2005 errichteten Infozentrum in Ludwigsthal gibt es ein Tierfreigehege mit
in Mitteleuropa ausgestorbenen Tierarten.

Blick vom Hochfirst auf den Titisee

Foto: Blick vom Hochfirst auf den Titisee, © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Als Besonderheit des Nationalparks Schwarzwald gelten die teilweise versteckt im tiefen Wald liegenden Karseen – Überbleibsel aus der letzten Eiszeit. Manche sind von Sagen und Mythen umwoben. Charakteristisch für dieses Schutzgebiet sind ebenfalls die Weideflächen in den Hochlagen – die sogenannten Grinden, die einen wichtigen Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen bilden. Auch einige Moorflächen gibt es hier.
Im Nationalparkzentrum am Ruhestein, auf rund 900 Meter Höhe, informiert eine kleine Dauerausstellung über den Nationalpark, seine Geologie und Geschichte sowie über die besonders schützenswerten Arten im nördlichen Schwarzwald.

Zu den Besonderheiten des Nationalparks Hunsrück-Hochwald zählen Felsformationen mit Blockschutthalden aus Taunusquarzit, der hohe Anteil an alten Buchenwäldern sowie großflächige Hangmoore. Obwohl dieser Nationalpark – gelegen im Mittelgebirge des Hunsrück, in den Ländern Rheinland-Pfalz und Saarland – erst im Mai 2015 eröffnete, wurde er bereits von den Vereinten Nationen ausgezeichnet. Der Grund dafür besteht darin, dass es im „Nationalpark für alle“ einen barrierefreien Naturerlebnisweg für Gehbehinderte, Broschüren in Blindenschrift und leichter Sprache sowie Führungen in Gebärdensprache gibt.

Etwa 65 Kilometer südwestlich von Köln befindet sich der Nationalpark Eifel. Er ist geprägt von Nadel- und Laubwäldern, Seen- und Flusslandschaften. Wanderern stehen im Nationalpark rund 240 Kilometer gut markierte Wanderwege zur Verfügung, darunter der Wildnis-Trail – eine 86 Kilometer lange Route, die einmal quer durch das Gebiet in der Eifel führt. Zudem ermöglicht der Nationalpark einmalige Ausblicke auf die Talsperren Rur-, Ober- und Urftsee.
Bei Dunkelheit hat die Region eine weitere Besonderheit zu bieten, denn an kaum einem anderen Ort in Europa funkeln die Sterne so hell und klar. Sogar die Milchstraße ist von hier aus mit bloßen Augen zu sehen. Von der International Dark-Sky Association wurde das Schutzgebiet daher 2014 zum ersten Sternenpark in Deutschland erklärt.
Das Besucherzentrum in Schleiden, mitten im Nationalpark Eifel, beherbergt eine Erlebnisausstellung, die über die Themen des Schutzgebietes informiert.

Der Nationalpark Kellerwald-Edersee in Nordhessen liegt etwa 40 Kilometer von Kassel entfernt – der Heimat der Brüder Grimm. Und durchaus erinnern die tiefen, dichten Wälder des Naturparks an jene aus den Grimm‘schen Märchen. Die Region schützt einen der letzten großen zusammenhängenden Buchenwälder Mitteleuropas. Durch den Nationalpark Kellerwald-Edersee führen mehrere Fernwanderwege, darunter Abschnitte des Kellerwaldsteigs – ein etwa 156 Kilometer langer Rundwanderweg, der die Berge und Orte vom National- und Naturpark Kellerwald-Edersee miteinander verbindet. Rund um den Edersee, mit seinem kristallklaren Wasser, verläuft der etwa 68 Kilometer lange „Urwaldsteig Edersee“.
Das Nationalpark-Zentrum Kellerwald in Vöhl-Herzhausen ermöglicht, durch eine Mischung aus fantasievollen Inszenierungen und High Tech, außergewöhnliche Einblicke in die Wildnis des Kellerwaldes, die den Menschen sonst verborgen bleiben.

Im Nationalpark Hainich, in Thüringen, werden über 90 Prozent der Fläche nicht mehr durch den Menschen genutzt. Daher handelt es sich um die größte nutzungsfreie Laubwaldfläche Deutschlands – ein „Urwald“ mitten in Deutschland, in welchem insgesamt 46 Säugetierarten leben. Auch vom Aussterben bedrohte Tierarten, wie beispielsweise die Wildkatze, konnten in diesem Schutzgebiet ein neues Zuhause finden.
Für Wanderfreunde stehen insgesamt 17 Wanderwege zur Verfügung, darunter auch einige Erlebnispfade. Eine Besonderheit im Nationalpark ist ein 530 Meter langer Baumkronenpfad. Dieser ist der zweitlängste und höchste Baumkronenpfad in Deutschland. Das Nationalparkzentrum an der Thiemsburg, einem ehemaligen Forsthaus, präsentiert seinen Besuchern die Schätze des Nationalparks Hainich.

Zerklüftete Sandsteinfelsen, dichte Wäl-der, freistehende Felsen, bizarre Felsformationen und Schluchten sind kennzeichnend für den Nationalpark Sächsische Schweiz. Dieser befindet sich in Sachsen, etwa 40 Ki-lometer südlich von Dresden an der tschechischen Landesgrenze. Der Nationalpark erstreckt sich über die Kerngebiete des Elbsandsteingebirges rechts der Elbe. In dieser Region können Höhenunterschiede bis zu 450 Metern auf engem Raum auftreten.
Im Nationalpark gibt es ein markiertes Wegenetz von 400 Kilometern. Der Hauptwanderweg des Elbsandsteingebirges ist der insgesamt 112 Kilometer lange „Malerweg“, davon führen ca. 31 Kilometer durch den Nationalpark. Seinen Namen verdankt der Weg den Künstlern, die in den vergangenen Jahrhunderten die Ansichten der Felsformationen in Bildern festhielten.

Gelegen in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt reicht der Nationalpark Harz von der Odertalsperre im Süden bis Bad Harzburg im Norden. Etwa 96 Prozent der Fläche sind von Buchen- und Fichtenwäldern bedeckt. Auch die Moore nehmen wegen ihrer besonderen Ausprägung eine herausragende Stellung ein. Zum Landschaftsbild gehören außerdem Granitklippen und Bergbäche.
Neben den vielen Sehenswürdigkeiten der Region ist der 1.114 Meter hohe Brocken das Wahrzeichen des Harzes. Auf dem Gipfel befindet sich das Brockenhaus mit einem Besucherzentrum des Nationalparks. Dieses bietet eine Ausstellung zur Geschichte des Berges sowie des Brockengartens. Zwei weitere Nationalparkhäuser mit umfangreichen Ausstellungen zu verschiedenen Themen befinden sind in Sankt Andreasberg und in Bad Harzburg.

Der zu den artenreichsten Lebensräumen Deutschlands zählende Nationalpark Unteres Odertal liegt am Unterlauf der Oder im Nordosten Brandenburgs. Hier befindet sich die einzige intakte Polder-Landschaft Deutschlands (als Polder wird ein eingedeichtes, niedrig gelegenes Gelände in der Nähe von Gewässern bezeichnet). Diese großflächige Fluss-Auenlandschaft bildet den Lebensraum für viele seltene oder geschützte Pflanzen und Tiere, unter anderem für Biber.
Das Wegenetz des Nationalparks umfasst eine Länge von 200 Kilometern. Es gibt 52 markierte Rad- und Wanderwege, 3 Lehrpfade und 3 Aufstiege mit Panoramablick. Und nach dem Ende der Brutzeit vieler Vogelarten beginnt hier im Sommer die Kanusaison. Besucher, Einzelpersonen und Gruppen können bis in den Spätherbst bei geführten Exkursionen die Wasserwelt der Polderlandschaft in der Uckermark erkunden.
Im Besucherzentrum des Nationalparks, in Criewen, präsentiert eine Ausstellung die Auenlandschaft der Oderniederung.

Zwischen Berlin und Rostock, im Süden Mecklenburg-Vorpommerns, befindet sich der Nationalpark Müritz. Die Landschaft des Nationalparks ist vornehmlich von Wäldern geprägt. Etwa 20 Prozent der Fläche bestehen aus Mooren und Wasserflächen. Besonderheiten des Reservats sind eindeutig die genau 100 Seen. In Deutschland gibt es kaum irgendwo sonst so viele miteinander vernetzte Gewässer wie hier. Der größte der Seen, die Müritz, ist mit 117 Quadratkilometern das größte Gewässer, das vollständig innerhalb Deutschlands liegt.
Im gänzlich mit Wander- und Fahrradwegen, Rastplätzen, Aussichtstürmen und Beobachtungsständen erschlossenen Natio-nalpark bieten sich nicht nur viele Möglichkeiten zum Wandern, sondern auch zum Wasserwandern mit Kanu und Kajak.
Ein größeres Informations- und Naturerlebniszentrum für Nationalparkregion und Umgebung gibt es in Waren.

Nordöstlich von Rostock, an der Ostsee- und Boddenküste Vorpommerns gelegen, ist der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft der größte Nationalpark von Mecklenburg-Vorpommern. Etwa die Hälfte des Nationalparks ist offenes Meer. Die im Nationalpark enthaltenen Landflächen umfassen Teile des Darß und der Halbinsel Zingst sowie den Großteil der Insel Hiddensee. Diese Landschaften sind durch Windwatten, Sandhaken, Kliffs und Kiefernwälder sowie Strände, Dünen und eine artenreiche Lagunenlandschaft geprägt. Hier werden die Lagunen allerdings „Bodden“ genannt.
Ein schönes Gebiet zum Wandern ist der Darßwald mit seinen Dünenkiefernwäldern, Erlenbrüchen und alte Buchenwäldern. Und auf der Insel Hiddensee hat man beim Wandern oberhalb der Steilküste auf dem Hochuferweg einen schönen Blick auf die Ostsee.
Das Nationalparkhaus in Vitte auf Hiddensee informiert über die Entstehung und Veränderung der Insel und ihrer Tier- und Pflanzenwelt.

Ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern, auf der Halbinsel Jasmund im Nordosten der Insel Rügen, befindet sich der kleinste Nationalpark Deutschlands: der Nationalpark Jasmund, mit Buchenwäldern und Mooren. Berühmt ist das Schutzgebiet für seine leuchtend weißen Kreideklippen entlang der Ostseeküste. Eines der Wahrzeichen dieses Nationalparks und bekanntes Postkartenmotiv ist der Königsstuhl – ein 118 Meter hoher Kreidefelsen. Er ragt aus der Küstenlinie stark heraus und lockt jährlich unzählige Menschen auf seine Aussichtsplattform, die über schmale Stufen zu erreichen ist, unter denen sich ein Hünengrab aus der Bronzezeit befindet. Entlang der Steilküste bietet der Nationalpark zahlreiche Wanderwege.
Das Nationalparkzentrum Königsstuhl informiert seine Besucher über die Naturschätze der Region und bietet geführte Wander- und Radtouren an.

Wattenmeer Nationalparks gibt es in Deutschland mehrere: den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer, den Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer und den Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.
In diesen Schutzzonen werden rund alle sechs Stunden mehrere Tausend Quadratkilometer Fläche überflutet und fallen wieder trocken. So bildet das Wattenmeer einen ganz besonderen Lebensraum und ist weltweit ein einmaliges Ökosystem. Seit 2014 gehört es vollständig zum UNESCO-Weltnaturerbe.
Auf den ersten Blick erscheint diese morastige Landschaft etwas trostlos, aber sie ist Heimat für zahlreiche Tiere und Pflanzen. Dabei besteht das Wattenmeer aus verschiedenen Lebensräumen. Nicht nur die reinen Wattflächen aus Sand oder Schlick und die Uferzonen, welche im Wechsel der Gezeiten überspült werden, gehören zum Watt. Ebenso zählen die angrenzenden Salz-wiesen, Strände und Dünen dazu. Diese Region bildet die Heimat für insgesamt rund 10.000 Tier- und Pflanzenarten, darunter etwa 250 endemische Arten – dabei handelt es sich um Arten, die nur in diesem Lebensraum vorkommen.
Neben den Besonderheiten dieses geschützten Naturraums, die bei geführten Wattwanderungen von erfahrenen Wattführern erläutert werden, besitzt das Wattenmeer auch einen großen Erholungswert: einerseits durch die Weite der Landschaft und andererseits durch die Ruhe und die saubere, jodhaltige Luft.

Zum Niedersächsischen Wattenmeer, dem zweitgrößten deutschen Nationalpark, gehören flächenweise Inseln mit markanten Namen wie Borkum, Norderney, Langeoog und Spiekeroog. Fast zu 95 Prozent besteht der Nationalpark aus Watt und Wasser.
Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer informieren 3 Nationalpark-Zentren und 13 Nationalpark-Häuser über das Naturschutzgebiet.

Der kleinste der drei Wattenmeer-Nationalparks ist der Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer. Als Teil der Hansestadt Hamburg liegt das Schutzgebiet nordwestlich vor Cuxhaven, im Mündungsgebiet der Elbe zur Nordsee. Hier können Seehunde, Kegelrobben und Schweinswale aus sicherer Entfernung beobachtet werden.
Das Nationalparkhaus befindet auf der Insel Neuwerk.

Beim Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer handelt es sich um den mit Abstand größten Nationalpark in Deutschland. Er befindet sich vor der Nordseeküste Schleswig-Holsteins, zwischen der Elbmündung im Süden und der dänischen Grenze im Norden. Ziemlich 68 Prozent des Nationalparks liegen permanent unter Wasser und rund 30 Prozent werden alle sechs Stunden überflutet.
Verschiedene Nationalpark-Zentren und über 30 Nationalparkhäuser geben Auskunft über den Nationalpark und das Weltnaturerbe Wattenmeer.

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Foto: © Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

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