Schwimmende Unterkunft in Dresden

Schwimmende Unterkunft

Ein ehemaliger Schaufelraddampfer wurde zum CVJM-Jugendschiff in Dresden. Naturnah und doch zentral gelegen, dient das Schiff auch Schulklassen während ihrer Klassenfahrt als Herberge.

Nächtigen auf einem Schiff und trotzdem in nur 25 Minuten zu Fuß mitten in die Kunst- und Kulturstadt Dresden gelangen – diese Möglichkeit bietet Schulklassen das CVJM-Jugendschiff, welches sich in der Trägerschaft des Christlichen Vereins Junger Menschen befindet. Es liegt fest verankert auf der Elbe am Neustädter Hafen, in der Nähe der Altstadt, direkt am Elberadweg.

Bei dem Jugendschiff handelt es sich um ein ehemaliges Ausflugsschiff der „Weißen Flotte“, mit damals Platz für 1.000 Personen.
Der aus dem Jahr 1964 stammende Schaufelraddampfer wurde zur Herberge umgerüstet. Durch den Ausbau der Maschine entstand Platz für eine professionelle Küche. Und um Raum für Kabinen zu schaffen, erhielt unter anderem das große Freideck Dach und Wände.
Seit dem 9. September 1999 empfängt die schwimmende Unterkunft als CVJM-Jugendschiff verschiedene Gästeklientel. So gehören neben Freizeit- und Seminargruppen, Familien oder Einzelpersonen auch Schulklassen zu den Gästen.

Fotos: CVJM Sachsen (1), CVJM-Schiff Dresden (3)

„Unser Schiff ist gut geeignet für Schulklassen ab der 5. Jahrgangsstufe. Meistens sind aber 7. und 8. Klassen bis hin zu Schülern der 12. Klasse bei uns zu Gast“, berichtet Mathias Riedel. Der Religionspädagoge ist verheiratet, hat 4 Kinder und arbeitet gemeinsam mit seiner Frau seit ca. 20 Jahren als Hausleiter in verschiedenen Freizeithäusern. Seit August 2012 ist Mathias Riedel Leiter des Jugendschiffes und kümmert sich mit drei Mitarbeitern um das tägliche Wohl der Gäste.

Auf die Frage, woher die Gäste und Schulklassen anreisen, antwortet Mathias Riedel: „Unsere Gäste kommen aus der ganzen Welt. Zum Beispiel finden Seminare des internationalen Schüleraustausches bei uns statt, und aus Deutschland besuchen uns meistens Schulklassen aus den ostdeutschen Bundesländern, aber auch aus Bayern, Baden-Württemberg, Rheinland-Pflanz und auch Schleswig-Holstein.“

Das ganzjährig geöffnete Schiff ist ca. 70 Meter lang, 13 Meter breit, 350 Tonnen schwer und hat 3 Decks. Den Gästen stehen insgesamt 58 Übernachtungsplätze in 19 Kabinen zur Verfügung.
Schüler schlafen in 3- bis 4-Bettkabinen, die alle mit Dusche und WC ausgestattet und auf Unterdeck und Oberdeck verteilt sind. Lehrer erhalten eine Einzelkabine.

Zwei Kabinen im Oberdeck, welches auch über eine Klimaanlage verfügt und per Aufzug erreichbar ist, sind behindertenfreundlich ausgebaut, mit behindertengerechtem Sanitärbereich.
Des Weiteren gibt es auf dem Schiff einen Raum der Stille im Unterdeck und zwei große Aufenthaltsräume mit Tagungstechnik – einen im Mitteldeck und einen im Oberdeck. In den Aufenthaltsräumen finden 40 bis 60 Personen Platz.

Sämtliche Räume verströmen ein maritimes Flair. Und da das Schiff direkt im Fluss liegt, gibt es von vielen Kabinen aus einen direkten Blick auf die Elbe, mit vorbeifahrenden Kähnen, Booten und Dampfern. Auch während der Mahlzeiten, die in der Messe im Mitteldeck serviert werden, können die Gäste Schiffe und Tiere beobachten, denn Wildgänse, Enten und Biber wohnen gleich nebenan.

Bezüglich der Verpflegung wird Schulklassen Vollverpflegung geboten. Auf Wunsch sind auch Halbpension oder nur Frühstück möglich. „Lunchpakete sind auch machbar, ebenso wie vegetarisches Essen, wenn eine Vorbestellung erfolgt“, so Mathias Riedel. „Auch auf die Verpflegung von Gästen mit Allergien nehmen wir nach Vorinformation Rücksicht.“
Bei der Zubereitung der Speisen bemüht sich das Schiffsteam, Produkte regionaler Anbieter zu verwenden.

Gleich in der Nähe des Jugendschiffes, an Land, befindet sich der Schuppen A, welcher vom Schiff aus verwaltet wird. Dabei handelt es sich um ein 2001 saniertes Veranstaltungsgebäude mit Platz für 200 Personen. Das Gebäude ist unter anderem für Seminare, Konzerte oder sonstige Events geeignet, bietet aber auch Möglichkeiten zur Freizeitbeschäftigung.
„Da auf dem Schiff, bautechnisch bedingt, die Freizeitmöglichkeiten für Schulklassen eingeschränkt sind, können die Schüler im Schuppen A beispielsweise Tischtennisplatten, Minitischtennisplatten, Hoverball, das heißt Indoorfußball mit einem halben Ball, ein großes Jenga, das ist ein Geschicklichkeitsspiel, und andere Spielgeräte nutzen.“
Eine Wiese für Ball- und Gruppenspiele befindet sich in der unmittelbaren Nachbarschaft und die Elbwiesen sind zu Fuß gut erreichbar.

Bis in die Dresdner Altstadt – mit Zwinger, Semperoper und Frauenkirche – benötigt man von der schwimmenden Unterkunft aus ca. 25 Minuten zu Fuß.
Fahrkarten für die öffentlichen Verkehrsmittel erhalten die Gäste auf dem Schiff.
Das Schiffsteam erstellt auf Anfrage auch Programmvorschläge für den Aufenthalt.

Mathias Riedel: „Um bei uns auf dem Schiff zu wohnen, braucht es keiner Kirchenzugehörigkeit oder CVJM-Mitgliedschaft. Unser Bestreben liegt darin, dass auf unserem Schiff Begegnungen stattfinden können. Begegnungen mit anderen Menschen, Begegnungen mit der Stadt Dresden und auch Begegnungen
mit Jesus. Wir vom Schiffsteam möchten unser Bestes beitragen, dass diese Begegnungen bereichernd sein können für das Leben unserer Gäste.“

Fotos: CVJM Sachsen (1), CVJM-Schiff Dresden (3)

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

Am 11. Juni 2018   /   Heft 2/2018, Sachsen, Unterkünfte