Panorama einer antiken Metropole
Im November 2018 öffnete in Berlin das temporäre Ausstellungsgebäude „Pergamonmuseum. Das Panorama“. Präsentiert werden Meisterwerke der antiken Metropole und ein 360°-Panorama von Yadegar Asisi.
Ein Bildungs- und Vermittlungsprogramm begleitet die Ausstellung.
Gegenüber der Berliner Museumsinsel steht das temporäre Ausstellungshaus „Pergamonmuseum. Das Panorama“: ein einhundertacht Meter langer und vierzehn Meter breiter, anthrazitfarbener Bau mit einem wuchtigen, mattgoldenen Turm. Dieses barrierefreie Gebäude, mit einer Grundfläche von zweitausend Quadratmetern, beherbergt etwa achtzig bedeutende Kunstwerke, Reliefs, Skulpturen und einige Mosaike aus den Beständen der Antikensammlung der Staatlichen Museen zu Berlin. Und in der Mitte des Ausstellungshauses ist das Rundpanorama von Yadegar Asisi integriert, mit einem Umfang von einhundertvier Metern, einer Höhe von dreißig Metern und drei barrierefreien Besucherplattformen in sechs, zwölf und fünfzehn Meter Höhe.
Während des Umbaus des Pergamonmuseums, der voraussichtlich noch bis 2023 andauert, soll mit dem neuen Ausstellungshaus das Thema Pergamon für Besucher präsent bleiben. Feierlich eröffnet wurde das Ausstellungsgebäude im November 2018. Eine Nutzung ist bis 2024 vorgesehen.
Außenansicht, Foto: Tom Schulze © asisi
Im Inneren des Hauses soll die Kombination von Panorama, 3D-Visualisierung und Originalobjekten sinnliche Vorstellungsräume schaffen, die erahnen lassen, wie das Leben in der griechisch-römischen Metropole Pergamon in Kleinasien einst ausgesehen haben könnte. Hier wurden die Ergebnisse langjähriger archäologischer und bauhistorischer Forschungen mit der Arbeit eines zeitgenössischen Künstlers zu einer Gesamtheit verdichtet.
Das Panorama führt die Besucher in das Jahr 129 nach Christus in die griechisch-antike Stadt Pergamon mit ihrem Alltagsleben und erlaubt einen „lebendigen“ Blick in die Vergangenheit dieser Metropole. Eingebettet in die Terrassen eines 300 Meter hohen Burgbergs, fügen sich die imposanten Bauwerke mit ihren Tempeln und einem Theater in die hügelige Landschaft. Dargestellt ist der Zustand der Stadt in der hohen römischen Kaiserzeit unter der Regierung des Kaisers Hadrian. Ähnlich einem Wimmelbild präsentiert das Panorama unendlich viele, oft dramatische und tragische Geschichten.
Dieses Rundpanorama von Yadegar Asisi war bereits in den Jahren 2011 und 2012 am Ehrenhof des Pergamonmuseums zu sehen. Damals hatten rund eineinhalb Millionen Menschen die Ausstellung besucht. Inzwischen erfolgte eine umfassende Überarbeitung der Bildinhalte des ersten Pergamon-Panoramas, mit dem Ziel, das Leben verschiedener gesellschaftlicher Gruppen in der antiken Stadt noch eindrücklicher darzustellen.
In Zusammenarbeit mit der Antikensammlung wurden etwa vierzig neue Szenen konzipiert und in das Bild eingefügt. Dazu fand zuletzt im Oktober 2017 ein aufwändiges Fotoshooting in einem Berliner Filmstudio statt. Wie bei einer Filmproduktion war ein großes Team für die Kostüme, Requisiten und das Maskenbild verantwortlich. Aufnahmeleiter, Beleuchter sowie Panoramafotografen waren beteiligt, um die bis zu vierzig kostümierten Komparsen, unter der Regie von Yadegar Asisi und auf der Grundlage eines detaillierten Storyboards, verschiedenste Szenen nachstellen zu lassen.
Ein Schwerpunkt lag auf der Darstellung der Dionysien – Festspiele zu Ehren des Gottes Dionysos, die auch im antiken Pergamon stattfanden. Zudem wurden verschiedene Opferszenen auf dem Vorplatz des großen Altars inszeniert. Auf diese Weise stellt das überarbeitete Panorama einen noch stärkeren Bezug zum Alltagsleben im antiken Pergamon her. Auch erfolgten Korrekturen an einzelnen Bauten und der Topographie des Burgbergs. Sie spiegeln den neuesten Forschungsstand der Antikensammlung und der Pergamon-Grabung des Deutschen Archäologischen Instituts wider.
Besucherplattform, Foto: Tom Schulze © asisi
Für das Panorama wurden insgesamt fünfunddreißig aus Polyester bestehende Textilbahnen miteinander vernäht und im Transfer-Sublimationsverfahren bedruckt. So ergibt sich eine Bildfläche von insgesamt dreitausendeinhundert Quadratmetern, die zylindrisch aufgespannt ist. Der Besucherturm mit drei Stockwerken in unterschiedlicher Höhe ermöglicht den Blick auf das antike Pergamon und seine Umgebung. Eine von einem Klangteppich untermalte Lichtinstallation simuliert den Wechsel von Tag und Nacht.
Zusätzlich bietet die vom Studio asisi gestaltete Ausstellung etwa achtzig der wichtigsten Werke der Antikensammlung aus Pergamon. Dafür wurden aufwändige Restaurierungen der Originale durchgeführt. Dies gilt vor allem für die großen Frauenstatuen von der Altarterrasse und die Skulpturen vom Dach des großen Altars.
Hinzu kommen virtuelle Visualisierungen, wie etwa die dreizehn mal sieben Meter große Videoprojektion des Pergamonaltars und eine zwölf mal neun Meter große Lichtinstallation, die den Telephos-Fries des Altars eindrucksvoll in Szene setzt. Diese Installation simuliert die sich im Laufe des Tages ständig verändernde natürliche Be-leuchtung der Skulpturen auf der Akropolis von Pergamon.
Begleitet wird die Ausstellung durch ein Bildungs- und Vermittlungsprogramm mit Angeboten für verschiedene Zielgruppen, unter anderem auch für Schulklassen.
Neben Gruppenführungen zählt zu den Angeboten für Schüler der fünften bis dreizehnten Klasse beispielsweise das Ausstellungsgespräch „Die Pracht der Macht“, welches eine Dauer von sechzig Minuten hat. Hierbei diskutieren die Schüler, in Auseinandersetzung mit antiken Architekturen, Skulpturen und Bildwerken, über Möglichkeiten der Darstellung von Macht und deren Wirkungen. Dabei werden beispielsweise folgende Fragen behandelt: Was sagt der Pergamonaltar über das Selbstverständnis der pergamenischen Könige aus? Welche Mittel setzen die Architekten, Baumeister und Künstler ein, um Herrschaftsstrukturen zu festigen?
Ein weiteres Angebot für Schüler der fünften bis dreizehnten Klasse nennt sich „Licht und Farbe“. Bei diesem Ausstellungsgespräch besprechen und untersuchen die Schüler die Wirkung von Licht und Farbe bezüglich der dargestellten Skulpturen: Er-scheint eine Skulptur in der Mittagssonne anders als im Kunstlicht? Wie lebensnah wirkt eine Frauenstatue in buntem Gewand? Zwischen den im Museum ausgestellten Objekten und ihrer ursprünglichen Aufstellung im Freien gibt es Unterschiede in der Wirkung ihrer Beleuchtung und Farbigkeit. In der Ausstellung ist zum Beispiel der Marmorkörper einer Figur in gleißendes Licht getaucht, wie unter mediterraner Mittagssonne. Das steinerne Gewand färbt sich dann blau, später rot mit violetter Borte und gelbem Ornament. So soll im Museum die Farbigkeit der originalen Skulpturen mit einfachen Mitteln visualisiert werden.
Fortbildungen für Lehrkräfte aller Schulformen ergänzen das Vermittlungsangebot. Für die Bildungsprogramme ist jeweils eine Anmeldung erforderlich.
Pergamonmuseum. Das Panorama
Am Kupfergraben 2
10117 Berlin
Telefon 030 – 266 42 42 42
www.smb.museum/home.html
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de