Streifzug durch die Tierwelt Brandenburgs
Von der heimischen Artenvielfalt bis hin zur biologischen Invasion – das Naturkundemuseum Potsdam bietet zu diesen Themen lehrplanbezogene Führungen für unterschiedliche Klassenstufen
Es ist ein denkmalgeschütztes Gebäude in der historischen Innenstadt Potsdams, welches zu einem Ensemble architektonischer Kleinode gehört: das „Ständehaus der Zauche“ – das Versammlungshaus der Landräte. Erbaut wurde das Haus 1770. Im Zweiten Weltkrieg erlitt es schwere Beschädigungen und wurde zwischen 1977 und 1981 wieder aufgebaut, danach erfolgten mehrmalig Rekonstruktionen, zuletzt im
Jahr 2001. Heute gilt das Haus als Musterbeispiel für die kulturelle Nutzung eines geschichtsträchtigen Gebäudes, denn in diesem ehemaligen Ständehaus befindet sich das Naturkundemuseum Potsdam.
Foto: Naturkundemuseum Potsdam, © R. Janiszewsky
Ausstellungen
Das Museum präsentiert auf über 650 Quadratmetern und vier Etagen Ausstellungsstücke aus seinen umfangreichen zoologischen Sammlungen. Um einen ganzheitlichen Überblick über die biologische Artenvielfalt zu ermöglichen, kann das Museum auf über 400.000 Objekte inklusive Archiv und Bibliothek zurückgreifen.
Im Museum können die Besucher die tierischen Bewohner Brandenburgs, wie zum Beispiel Wolf, Elch oder Seeadler, hautnah betrachten. Denn naturgetreue Tierpräparate geben in der Dauerausstellung sowie in Sonderausstellungen Einblicke in die Artenvielfalt von Insekten, Vögeln, Fischen und Säugetieren des Landes Brandenburg. „Oftmals werden die Tierarten in ihren Lebensräumen gezeigt, wodurch die Besucher mehr und mehr entdecken, je genauer sie hinschauen“, erklärte Anne Vierling, sie ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit.
„Tierwelt Brandenburgs“ nennt sich die Ausstellung, welche beispielsweise die Entwicklung der regionalen Artenvielfalt von der Vergangenheit bis zur Gegenwart veranschaulicht. Zudem wird die aktuelle biologische Vielfalt beleuchtet. In detailreich gestalteten Dioramen und Freidarstellungen sind sowohl seltene als auch häufig vorkommende Tierarten zu sehen.
Foto: Naturkundemuseum Potsdam, © D.Marschalsky
Ausgewählte naturkundliche Aspekte behandelt die Ausstellung „In der Spur des Menschen – Biologische Invasionen“. Drei Ausstellungsräume zeigen über 50 Tierarten. Dabei vermittelt die Ausstellung Kenntnisse zur globalen Einbringung neuer Tier-, Pilz- und Pflanzenarten in fremde Lebensräume. So gibt es in Deutschland mehr als 2.000 nicht heimische Arten. Die gebietsfremden Arten bedrohen nicht nur die biologische Vielfalt, auch für den Menschen können sie weitreichende Folgen haben.
Im Ausstellungsraum „Tierisches Leben im UNESCO-Welterbe“ geht es um die biologische Vielfalt in den Parks und Gärten der Landeshauptstadt Potsdam und die große Bedeutung dieser Landschaft für die Sicherung der biologischen Vielfalt im Großraum Berlin-Potsdam.
Die neue, ab Oktober 2022 eröffnete Sonderausstellung heißt „SUS100 – Mensch verändert Schwein“. In dieser Ausstellung erfahren die Besucher unter anderem, seit wann Schweine rosa sind und wieso. Menschen und Schweine leben bereits seit Jahrtausenden miteinander. Es wird gezeigt, wie enorm sich die Tiere unter dem Einfluss des Menschen verändert haben, denn heutige Hausschweine sind beispielsweise viel größer und schwerer als ihre Vorfahren, die Wildschweine.
Auch verfügt das Museum über ein Aquarium. Nach umfangreicher Sanierung ist eine Eröffnung ab Mitte 2023 geplant. Dann präsentiert das naturnah ausgestattete Kaltwasseraquarium – mit über 40 heimischen Fischarten, darunter Hecht, Stör und Wels – die Unterwasserwelt Brandenburgs.
Museumspädagogische Angebote
Schulklassen können das Museum im Rahmen verschiedener museumspädagogischer Angebote kennenlernen, wie Führungen, Workshops oder Museumsrallyes. Darüber hinaus gibt es Arbeitsblätter zum selbstständigen Erkunden des Museums. „Unser sich ständig weiterentwickelndes Bildungs- und Vermittlungsangebot richtet sich am Rahmenlehrplan des Landes Brandenburg aus und eignet sich für alle Schulformen und Klassenstufen“, sagt Larissa Goebel, sie ist eine der Museumspädagoginnen des Naturkundemuseums. „Zielgruppengerecht werden schon bei der Führungsbuchung mit der Museumspädagogik die gewünschten Inhalte abgesprochen und dann interaktiv und aktuell in das Führungsangebot eingewoben. Auch Wunschthemen sind möglich.“
Foto: Naturkundemuseum Potsdam, © D.Marschalsky
Zu den Angeboten für die Klassenstufen 5 und 6 zählen die Führungen „Von Adler bis Wolf“ und „Ab durchs Wasser – Wirbeltiere in und an Gewässern zuordnen lernen“ oder die Workshops „Zeig mir deine Zähne – Unterschiedliche Ernährungsweisen von Lebewesen“ sowie „Baumexperte werden – Bestimmen, messen und protokollieren auf dem Baumlehrpfad“.
Nach Auskunft von Larissa Goebel ist bei dieser Altersgruppe die Führung „Von Adler bis Wolf“ das beliebteste Angebot. „Schulklassen bekommen bei dieser Führung, neben den einschlägigen Tierarten Brandenburgs, auch die Techniken der Präparation erläutert. Je nach Altersstufe wird dabei nicht nur biologisches Wissen rund um Wolf, Biber oder Elch vermittelt, sondern auch deren ökologische Bedeutung erklärt und diskutiert. Unser museumspädagogisch geschultes Personal achtet hierbei immer auch auf eine individuelle Vermittlung mit interaktiven Elementen, sodass die meist einstündigen Führungen ein nachhaltiges Erlebnis bieten.“
In den Angeboten für die Klassenstufen 7 bis 10 geht es um Ökologie. „Von der Wiederholung und Anwendung der Basiskonzepte bis hin zur Diskussion über die Auswirkungen menschlichen Handelns bieten die Führungen diverse Anknüpfungspunkte an den Lehrplan“, informiert die Museumspädagogin. „Zu den Inhalten gehören globale und regionale biologische Invasionen, Nahrungsbeziehungen im Ökosystem sowie Ursachen, Auswirkungen und Probleme biologischer Invasionen.“
Für die Klassenstufen 11 bis 13 wurde die Führung „Wechselspiele der Natur“ konzipiert. Hier liegt der Fokus auf der Biodiversität der Tierwelt Brandenburgs und deren Gefährdung durch den Menschen. Anhand ausgewählter regionaler Tierarten werden die ökologischen Zusammenhänge diskutiert. Thematisiert wird zudem die Bedeutung einer nachhaltigen Ressourcennutzung. Und die Führung „Heimisch oder eingeschleppt?“ handelt davon, welchen Einfluss das Eingreifen des Menschen auf die Verbreitung von Lebewesen auf dem Globus hat. Der Fokus liegt dabei auf dem Zusammenhang zwischen dem Artenspektrum von biologischen Systemen und dem Menschen.
Nähere Informationen zu den einzelnen museumspädagogischen Angeboten sind auf den Internetseiten des Naturkundemuseums zu finden.
Naturkundemuseum Potsdam
Breite Straße 13
14467 Potsdam
Telefon 0331 – 289 6707
naturkundemuseum@rathaus.potsdam.de
www.naturkundemuseum-potsdam.de
Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de