Radtouren mit der Schulklasse

Mit dem Drahtesel unterwegs

Bei Radtouren mit der Schulklasse ist der Weg das Ziel. Die Touren sollten sorgfältig geplant und vorbereitet sein, damit es eine gelungene Unternehmung wird.

Radfahren hat viele Vorteile. Zu den gesundheitlichen Vorteilen gehört unter anderem, dass durch das Radeln nicht nur die Beine trainiert, sondern ganze Muskelketten beansprucht werden, der Rücken wird gekräftigt und Verspannungen werden gelöst. Dazu kommt, dass diese Fortbewegungsmethode die Gelenke schont, da das größte Gewicht auf dem Sattel lastet. Auch ist Radeln ein gutes Training für die Atemwege, es stärkt das Immunsystem und regt den Fettstoffwechsel an: Während einer Stunde Radfahren werden rund 400 Kalorien verbraucht. Ebenso wirkt es sich vorteilhaft auf den Kreislauf und die Gehirnaktivität aus, da dadurch beides in Schwung gebracht wird.
Außerdem hat das Radeln einen positiven Effekt auf die Psyche. Auch schult das Radfahren die Beweglichkeit und die Reaktionsfähigkeit sowie die Koordination und Motorik. Und nicht zuletzt steigert das Radeln die Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Denn die längeren, wiederkehrenden Bewegungen erzeugen ein Gefühl von Harmonie und bewirken eine Verbesserung des Wohlbefindens.
Alles Gründe, die aus gesundheitlicher Sicht für Radtouren sprechen.
Darüber hinaus machen gemeinsame Radtouren mit der Gruppe nicht nur Spaß und vermitteln die Freude am Radfahren, sondern sie sind auch ein Training der Fahrsicherheit, stärken das Gruppengefühl und bedeuten gleichzeitig aktiven Klimaschutz.

Klassenfahrten oder Tagesausflüge mit dem Fahrrad, die ab Sekundarstufe I zu empfehlen sind, sollten gut vorbereitet sein, damit die Radtour eine gelungene Sache wird. Die gesetzlichen Regelungen dazu variieren zwar von Bundesland zu Bundesland, ähneln sich aber im Großen und Ganzen.

Foto: fotolia.com © Alexander Rochau

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Findet eine Fahrradtour mit der Schulklasse zum ersten Mal statt, dann wäre es von Vorteil, mit einer kurzen und überschaubaren Strecke zu beginnen. Auf diese Weise kann sich der Lehrer ein Bild von der Leistungsfähigkeit und Zuverlässigkeit der Schüler machen.
In die Vorbereitung einer Fahrradtour sollten frühzeitig die Eltern und die Schulleitung einbezogen werden. Ganz wichtig ist das rechtzeitige Einholen einer Genehmigung der Schulleitung sowie der schriftlichen Einverständniserklärungen der Erziehungsberechtigten.
Aber auch die Einbeziehung der Schüler im Unterricht ist zu empfehlen, um die Radtour gemeinsam zu planen. Wichtig dabei sind unter anderem, dass die Verkehrsregeln aufgefrischt und gemeinsam Verhaltensregeln für die Fahrt erarbeitet und festgelegt werden. Dazu gehört zum Beispiel die Festlegung, dass auf offiziellen Straßen alle hintereinanderfahren und nicht überholt wird. Verschiedene Zeichen der Verständigung, wie akustische beziehungsweise optische Signale, sollten bereits vor der Fahrt abgesprochen und eingeübt werden.
Auch sind die Schüler über die verkehrssichere Ausstattung von Fahrrädern zu informieren. Ein Fahrradcheck ist ebenfalls Teil der Vorbereitung, um zu gewährleisten, dass nur verkehrssichere Fahrräder genutzt werden.
Aus Gründen der Sicherheit ist das Tragen von Fahrradhelmen notwendig, ebenso wie Warnwesten. Die Sicherheitswesten sind entweder von der gesamten Gruppe zu tragen, mindestens aber von Teilnehmern, die ganz vorne oder am Ende der Gruppe fahren.
Zu beachten ist zudem, dass bei Radtouren mit der Schulklasse wenigstens zwei Aufsichtspersonen erforderlich sind, die am besten selbst gern radeln. Hierbei wäre auch zu klären, wer von den Begleitpersonen oder Teilnehmern sachkundig Reparaturen durchführen kann, falls eine Panne passiert. Mögliche Pannen sollten im Rahmen der Vorbereitung auch Beachtung finden. Dafür ist entsprechendes Werkzeug mitzuführen, ebenso wie geeignetes Sanitätsmaterial. Denn in Notfällen sind die Lehrkräfte moralisch und gesetzlich zur Leistung von Erster Hilfe verpflichtet. Kommt es zu Erste Hilfeleistungen, dann sollte diese, sofern keine ärztliche Behandlung stattfindet, dokumentiert werden. Somit ist auch bei späteren Verschlimmerungen nachweisbar, dass die Verletzung auf einen Schulunfall zurückzuführen ist.

Bei der Organisation der Radtour und für einen reibungslosen Ablauf kann eine Checkliste behilflich sein, damit an alles gedacht wird. Packlisten machen die Planung ebenfalls leichter und die Fahrradtour sicherer, ebenso wie eine Fahrrad-Checkliste. Diese enthält die Anforderungen der Straßenverkehrszulassungsordnung bezüglich der verkehrssicheren Ausstattung eines Fahrrades.

Hinsichtlich der Auswahl der Strecken wäre zu berücksichtigen, dass autoarme oder autofreie Strecken erlebnisreicher sind und zu mehr Sicherheit auf der Tour beitragen. Bezüglich einer genauen Routenplanung wäre es hilfreich, wenn die Lehrkraft die Strecke vorher abfährt. So bekommt der Lehrer eine Vorstellung von der notwendigen Fahrtzeit, den Geländeformen, erhält Kenntnis davon, wo es Straßenüberquerungen gibt, kann eventuell auftretende Gefahren erkennen und geeignete Etappenziele festlegen. Eine gute Karte ist dabei Grundvoraussetzung.

Was die Versicherung, Haftung und Aufsicht bei einer Fahrradtour betrifft, so sind die Schüler grundsätzlich gesetzlich unfallversichert, wenn sie in Folge dieser schulischen Veranstaltung einen Unfall erleiden. Die gesetzliche Unfallversicherung ist allerdings nur für Personenschäden zuständig. Sachschäden, wie zum Beispiel am Fahrrad, werden nicht übernommen. Ebenfalls unterliegen die Begleitpersonen der Fahrradtour dem gesetzlichen Unfallschutz.

Bei der Planung der Fahrradtour spielt die Gruppengröße eine entscheidende Rolle. Es sollte darauf geachtet werden, dass die Gruppe nicht zu groß ist. Denn bei großen Gruppen wird bei dem notwendigen Abstand von mindestens einer Radlänge zwischen den Fahrradfahrern die Schlange einfach zu lang und schwerer zu überschauen.
Ebenfalls ist das Alter und die Fitness der Schüler entscheidend für die Länge der Fahrradtour beziehungsweise der Tagesetappen.
Ab der 7. Klasse bewältigen die Schüler am Tag Strecken von 40 Kilometer Länge und ab der 10. Klasse von 60 Kilometern.
Hinsichtlich der Fahrtzeit sollte diese großzügig bemessen sein, mit Einplanung regelmäßiger Pausen, wobei wenige längere Pausen besser sind als viele kurze. Es hat sich als realistisch erwiesen, dass bei einer ungeübten Gruppe für 30 Kilometer etwa
3 Stunden zu rechnen sind.
In Bezug auf die Reihenfolge ist es vorteilhaft, schwächere oder unsichere Fahrer direkt hinter dem führenden Lehrer fahren zu lassen, da es sich auf zweiter oder dritter Position am leichtesten fährt.
Auch sollte der Lehrer im Vorfeld die Schüler darauf hinweisen, dass es bei Radtouren wichtig ist, ausreichend zu trinken und zu essen.
Unter Beachtung sämtlicher relevanter Kriterien wird jede Radtour mit der Schulklasse sicher zu einem gelungenen Erlebnis mit Nachhaltigkeit.

Quellen:
Unfallkasse Hessen, www.ukh.de
Initiative RADschlag, www.radschlag-info.de

Checkliste als pdf-Datei finden Sie hier

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Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

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