Klassenfahrten mit sportlichem Charakter

Sportlich geprägte Reisen

Ob Kletteraktionen, Kanufahrten, Fahrradtouren, Canyoning, Rafting oder Reiten – die Auswahl für Klassenfahrten oder Projekttage mit sportlichem Charakter ist groß

Im Winter ist die Auswahl für sportlich geprägte Klassenfahrten überschaubar. Hier gehören beispielsweise Ski-, Snowboard- oder Schlittenfahren zum Programm. Aber in den anderen Jahreszeiten gibt es ein breites Spektrum an sportlichen Aktivitäten, die sich für eine Klassenfahrt oder einen Projekttag eignen. Einige Anregungen werden nachfolgend vorgestellt:

Rafting
Während Klettern, Radfahren, Kanufahren oder Wandern zu den wohl häufigsten Aktivitäten zählen, eignet sich auch Rafting für Schulklassen. Beim Rafting geht es mit einem Schlauchboot (Raft), in welchem bis zu 20 Personen Platz finden, flussabwärts, meist im Wildwasser. Je nach Verlauf des Flusses werden dabei Stromschnellen und Flusspassagen verschiedener Schwierigkeitsgrade überwunden. Da die Rafts aus mehreren Lagen robustem Gummi bestehen, können sie auch den Kontakt mit Steinen und Felsen problemlos aushalten. Die mit Schwimmweste und Helm ausgerüsteten Teilnehmer steuern das Boot mithilfe von Stechpaddeln. Erfahrene und zertifizierte Guides begleiten eine Rafting Tour.

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Canyoning
Ebenso eignet sich Canyoning gut für Schulklassen, obwohl sich der Ablauf dieser Unternehmung für den ersten Moment „dramatisch“ anhört. Denn unter Canyoning versteht man das Begehen einer Schlucht von oben nach unten, wobei diese Sportart verschiedene Fortbewegungsarten kombiniert: Wasserfälle werden gerutscht, gesprungen oder abgeseilt. Die Überwindung flacherer Passagen erfolgt durch Gehen, Klettern oder Schwimmen. Ein erfahrener Guide sowie die komplette Canyoning-Ausrüstung werden von den entsprechenden Anbietern gestellt.

Bei beiden Erlebnissportarten steht nicht nur der sportliche Aspekt im Vordergrund, sondern es geht um Teamwork, Verantwortung, Hilfsbereitschaft und Zusammenhalt.
Rafting und Canyoning werden im Rah-men einer Klassenfahrt beispielsweise von diversen Programmanbietern oder Reise-veranstaltern in Deutschland und Österreich angeboten.

Foto: © Wiggi Rafting

Kanufahren
Als einen Klassiker bezüglich sportlicher Schulfahrten könnte man das Kanufahren bezeichnen, denn Kanus sind einfach zu fahren, ohne Vorkenntnisse oder intensive Übungseinheiten. Ein Kanu wird mit Paddeln in Blickrichtung bewegt, wobei die Paddel nicht am Bootsrumpf befestigt sind. Zu den wesentlichsten Gattungen gehören Kajaks und Kanadier. Vor Beginn einer Tour erhalten die Teilnehmer nicht nur die entsprechende Ausrüstung, wie zum Beispiel Schwimmwesten, sondern auch eine Sicherheitseinweisung und einen Paddel-Crashkurs.
Der Kanusport eignet sich aufgrund der vielen erlebnispädagogischen Ansatzpunkte gut für Klassenfahrten. Dabei ste-hen das Gruppenerlebnis, aber auch das Gefühl für Natur und Umwelt sowie die Entdeckung der eigenen Fähigkeiten im Vordergrund. Das gemeinsame Paddeln stärkt das Wir-Gefühl, da alle Teilnehmer zusammenarbeiten und sich aufeinander abstimmen müssen, um sich mit dem Boot in richtiger Geschwindigkeit in die richtige Richtung zu bewegen.
In den letzten Jahren ist das Segment Kanusport stetig gewachsen. Bekannte Kanureviere befinden sich zum Beispiel an der Lahn, im Donautal sowie im Altmühltal, und die größten Reviere gibt es in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Letzteres verfügt mit ca. 6.500 Kilometer Wasserwege, die für nicht motorisierte Wasserwanderer befahrbar sind, über eines der größten Binnengewässersysteme Europas. Kanutouren für Schulklassen werden allerdings nicht nur auf Gewässern in der Natur angeboten, sondern auch in Städten, wie beispielsweise Bamberg, Berlin, Hamburg.
Bei der Auswahl eines für die jeweilige Klassenfahrt geeigneten Anbieters sollte auf Qualität und Kompetenz geachtet werden. Seriöse Unternehmen dieser Branche sind beispielsweise in entsprechenden Dachverbänden oder Vereinen organisiert. Das garantiert den Kunden Sicherheit. Denn die Dachverbände sorgen dafür, dass die Qualitätsrichtlinien und Sicherheitskriterien eingehalten werden und die Betreiber über eine spezielle Qualifikation verfügen. Oft bieten solche übergeordneten Verbände auch Ausbildungen und Weiterbildungen für Lehrer an.

Foto: © Maritimes Jugenddorf Wieck (1)

Klettern
Eine weitere sportliche Aktivität für Klassenfahrten ist das Klettern. Auch die Angebote in diesem Bereich sind in den letzten Jahren enorm gewachsen. Dabei reichen die Möglichkeiten vom Klettern am Naturfelsen über Niedrig- und Hochseilgärten bis hin zu Indoor-Kletterhallen.
Das Klettern in der Halle ist wetterunabhängig, und hier können die verschiedenen Klettertechniken unter Anleitung gut erlernt werden, um diese später am Naturfelsen anzuwenden.
Bouldern nennt sich eine der Klettertechniken. Es bedeutet Klettern ohne Seil, aber dafür immer in Absprunghöhe, also nur in geringer Höhe über dem sicheren Boden. Somit tritt der Faktor Angst vor der Höhe in den Hintergrund. Bouldern eignet sich daher gut, um die Bewegungen beim Klettern zu erlernen.
Beim Klettern am Felsen draußen in der Natur ist der Erlebniswert sicher am größten. Für den Verantwortlichen ist es beim Klettern am Naturfelsen jedoch deutlich schwieriger als in der Halle. Es muss darauf geachtet werden, eine Route auszusuchen, welche die Teilnehmer nicht überfordert. Ebenso darf das Gelände um die Felsen herum nicht unbeachtet bleiben. Dieses sollte möglichst frei von Gefahren sein.

Foto: stock.adobe.com / © Alexander Rochau

Sehr abwechslungsreich ist das Klettern im Hochseilgarten, wobei unterschieden wird zwischen dem Naturhochseilgarten und dem frei angelegten Hochseilgarten. Der Naturhochseilgarten zeichnet sich dadurch aus, dass sich die Hindernisse an und zwischen Bäumen befinden. Und beim frei angelegten Hochseilgarten sind die Hindernisse komplett aus Balken, Brettern und Seilen aufgebaut.
Alle Hochseilgärten bieten verschiedene Parcours mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden und Höhe. Die Kletterer werden mit einer Vielzahl von Hindernissen konfrontiert: Sie „spazieren“ zum Beispiel über wackelige Hängebrücken, hangeln sich an einem riesigen Netz entlang, balancieren auf einem Drahtseil, schwingen an einem Seil oder springen in über 10 Meter Höhe von einer Plattform zur nächsten. Manche Hindernisse können nur von zwei Personen gemeinsam überwunden werden und dienen somit der Stärkung in das Vertrauen zum Kletterpartner und der Teamfähigkeit.
Gesichert, betreut und angeleitet werden die Gruppen in den Hochseilgärten von geschultem Personal. Die Sicherungssysteme in den einzelnen Hochseilgärten können unterschiedlich sein, wobei in allen Einrichtungen die Sicherheit an erster Stelle steht. Daher werden Ausrüstung und Hindernisse täglich überprüft und regelmäßig gewartet.

Trampolinparks
Wetter- und sogar jahreszeitenunabhängig sind Besuche in Trampolinparks, welche es inzwischen über ganz Deutschland verteilt gibt. Meistens bieten die Trampolinparks auch spezielle Programme für Schulklassen, deren Durchführung unter fachkundiger Anleitung erfolgt. Der gemeinsame Hüpfspaß macht nicht nur Spaß, sondern fördert das Gemeinschaftsgefühl und die Fitness. Die Gelenke und der Körper werden dabei nicht übermäßig beansprucht. Beim kontinuierlichen Auf- und Abhüpfen erfolgt ein Wechselspiel von Spannung und Entspannung, die Motorik wird geschult und überschüssige Energie kanalisiert. Zu beachten ist, dass die Schüler spezielle Stoppersocken mit einem großen Gummiprofil tragen müssen. Solche Stoppersocken können in den Einrichtungen erworben und beim nächsten Besuch wiederverwendet werden.

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Reiten
Um eine Beziehung zwischen Mensch und Tier geht es beim Reiten. Das ist das Besondere an diesem Sport. Hier haben es die Teilnehmer mit anderen Lebewesen zu tun, mit welchen sie gemeinsam sportlich unterwegs sind.
Die Schüler erlernen beim Reiten neue Bewegungsabläufe, wodurch Beweglichkeit und Koordination trainiert werden. Und da Reiten die Fokussierung über einen längeren Zeitraum erfordert, wird so auch die Konzentrationsfähigkeit der Schüler gestärkt.
Bei solchen Klassenfahrten steht jedoch nicht nur der sportliche Aspekt im Vordergrund, sondern ebenso der Umgang mit Pferden und Ponys. Dieser stellt für viele Schüler eine neue Erfahrung dar, macht sie aber gleichzeitig selbstbewusster, lehrt Verantwortung sowie Einfühlungsvermögen. Gemeinsam übernehmen die Schüler Arbeiten wie das Füttern, das Putzen oder Satteln der Pferde. Das fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Mensch und Tier. Zudem ist das gegenseitige Helfen bei der Pferdepflege und beim Reiten vorteilhaft für eine gute Gemeinschaft in der Klasse.
Klassenfahrten in diesem Bereich, die meist von Schulbauern- oder Ponyhöfen angeboten werden, sind speziell auf die Bedürfnisse von Schülern ohne Reiterfahrung oder Vorkenntnisse zugeschnitten.

Radtouren
Neben Wanderungen zählen Radtouren zu den ältesten Varianten von Klassenfahrten oder Projekttagen, bei denen Körpereinsatz gefragt ist. Und genau wie bei Wanderungen ist bei Radtouren der Weg das Ziel.
Finden die Touren in Städten statt, dienen sie meist der Stadtbesichtigung und werden von erfahrenen Guides betreut. Organisiert der Lehrer selbst eine Fahrradtour mit der Klasse, dann gibt es einiges zu beachten, damit die Radtour eine gelungene Sache wird: Klassenfahrten oder Tagesausflüge mit dem Fahrrad sind ab Sekundarstufe I zu empfehlen. Hinsichtlich der Vorbereitung einer Fahrradtour sollten rechtzeitig die Genehmigung der Schulleitung sowie die schriftlichen Einverständniserklärungen der Erziehungsberechtigten eingeholt werden. Zudem ist die Einbeziehung der Schüler im Unterricht zu empfehlen, um die Radtour gemeinsam zu planen. Hierzu gehören unter anderem das Auffrischen der Verkehrsregeln sowie das gemeinsame Erarbeiten der Verhaltensregeln für die Fahrt, wie beispielsweise: Auf offiziellen Straßen fahren alle hintereinander, es wird nicht überholt, für die Verständigung werden verschiedene akustische oder optische Signale vereinbart.
Die Sicherstellung einer verkehrssicheren Ausstattung der Fahrräder, im Rahmen eines Fahrradchecks, ist im Vorfeld ebenfalls zu beachten. Wichtige Kriterien in Sachen Sicherheit sind außerdem das Tragen von Fahrradhelmen und Warnwesten. Letztere sind entweder von der gesamten Gruppe zu tragen, mindestens aber von Teilnehmern, die ganz vorn oder am Ende der Gruppe fahren. Mindestens zwei Aufsichtspersonen müssen die Radtour begleiten. Und es wäre vorteilhaft, wenn eine der Begleitpersonen sachkundig Reparaturen durchführen kann, falls eine Panne passiert. Für einen solchen Fall ist entsprechendes Werkzeug mitzuführen, ebenso wie geeignetes Sanitätsmaterial.
Hilfreich bei der Organisation der Radtour und für einen reibungslosen Ablauf kann eine Checkliste sein, damit an alles gedacht wird. Packlisten und eine Fahrrad-Checkliste machen die Planung ebenfalls leichter.
Was die Auswahl der Strecken betrifft, wäre zu berücksichtigen, dass wenig befahrene oder autofreie Strecken erlebnisreicher sind und zu mehr Sicherheit auf der Tour beitragen. Für eine genaue Routenplanung wäre es hilfreich, wenn die Lehrkraft die Strecke vorher abfährt, um so eine Vorstellung von der notwendigen Fahrtzeit und den Geländeformen zu erhalten und festzustellen, wo es Straßenüberquerungen gibt. So können eventuell auftretende Gefahren im Vorfeld erkannt und geeignete Etappenziele festlegt werden. Grundvoraussetzung dabei ist eine gute Karte.
Eine entscheidende Rolle bei der Planung einer Fahrradtour spielt die Gruppengröße. Die Gruppe sollte nicht zu groß sein, denn bei großen Gruppen wird bei dem notwendigen Abstand von mindestens einer Radlänge zwischen den Fahrradfahrern die Schlange einfach zu lang und schlechter zu überschauen.
Bezüglich der Länge einer Fahrradtour beziehungsweise der Tagesetappen sind das Alter und die Fitness der Schüler von Bedeutung. Ist es für die Klasse die erste Fahrradtour, dann wäre es von Vorteil mit einer kurzen und überschaubaren Strecke zu beginnen. Schüler ab 7. Klasse bewältigen am Tag Strecken von 40 Kilometer Länge und Schüler ab der 10. Klasse Strecken von 60 Kilometern. Die Fahrtzeit sollte großzügig bemessen sein – mit Einplanung regelmäßiger Pausen, wobei wenige längere Pausen besser sind als viele kurze. Es hat sich herausgestellt, dass bei einer ungeübten Gruppe für 30 Kilometer etwa 3 Stunden zu rechnen sind.
Bei der Festlegung der Reihenfolge ist es vorteilhaft, schwächere oder unsichere Fahrer direkt hinter dem führenden Lehrer fahren zu lassen, weil es sich auf zweiter oder dritter Position am leichtesten fährt. Im Vorfeld sollte der Lehrer die Schüler auch darauf hinweisen, dass es bei Radtouren wichtig ist, ausreichend zu trinken und zu essen.
Hinsichtlich Versicherung, Haftung und Aufsicht bei einer Fahrradtour verhält es sich so, dass die Schüler grundsätzlich gesetzlich unfallversichert sind, wenn sie in Folge dieser schulischen Veranstaltung einen Unfall erleiden. Allerdings ist die gesetzliche Unfallversicherung nur für Personenschäden zuständig, nicht für Sachschäden, wie zum Beispiel am Fahrrad. Auch die Begleitpersonen der Fahrradtour unterliegen dem gesetzlichen Unfallschutz.
Werden bei der Planung einer Radtour mit der Schulklasse alle relevanten Kriterien beachtet, dann wird diese Unternehmung sicher zu einem gelungenen Erlebnis mit Nachhaltigkeit.

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

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