Körperwelten Museum Berlin

Einblicke in den menschlichen Körper

Auf eine „Reise unter die Haut“ können sich Schulklassen im Körperwelten Museum Berlin begeben

Die „Körperwelten“ zählen, nach eigenen Angaben, zu den erfolgreichsten Ausstellungen weltweit, obwohl diese aufgrund der Exponate teilweise umstritten sind und die Meinungen zwischen Faszination und Kritik schwanken. Bei den Ausstellungen handelt es sich um die Präsentation plastinierter, überwiegend menschlicher Körper oder Körperteile. Geschaffen wurden die Körperwelten-Ausstellungen von der Kuratorin Dr. Angelina Whalley und Dr. Gunther von Hagens. Mit diesen praxisnahen Ausstellungen verfolgen die beiden Mediziner das Ziel, einem breiten Laienpublikum den menschlichen Körper und seine Funktionen näherzubringen und zugleich auf anschauliche Weise präventive Gesundheitsaufklärung zu leisten sowie die Auswirkungen ungesunder Lebensweisen aufzuzeigen. Auf diese Weise soll jeder Besucher zum Nachdenken und zur eingehenden Beschäftigung mit dem eigenen Körper angeregt werden.

Körperwelten Museum Berlin

Läufer Foto: © Institut für Plastination e.K.

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Grundlage für die Ausstellungen ist das Verfahren der Plastination menschlicher Körper, welches 1977 von Dr. Gunther von Hagens an der Universität Heidelberg erfunden und seitdem kontinuierlich weiterentwickelt wurde. Plastination bedeutet, durch ein Konservierungsverfahren den Verfall des toten Körpers oder Körperteile zu stoppen und feste, geruchlose sowie dauerhaft haltbare anatomische Präparate für die wissenschaftliche und medizinische Ausbildung herzustellen. Das Verfahren von Dr. Gunther von Hagens, dessen Kern die Erfindung der „Forcierten Vakuumimpräg-nierung“ bildet, ermöglichte erstmals die Konservierung sehr großer organischer Präparate, wie eines Blauwalherzens oder eines ganzen Elefanten. Für die Herstellung eines menschlichen Ganzkörperplastinats werden ungefähr 1.500 Arbeitsstunden benötigt.

Die erste Körperwelten-Ausstellung gab es 1995 in Japan. Danach folgten Ausstellungen in 41 Ländern und 164 Städten in Europa, Südafrika, Amerika und Asien. Dauerausstellungen gibt es in Berlin, Heidelberg und Amsterdam. Jede dieser Ausstellungen hat ein eigenes, übergeordnetes Thema und präsentiert echte menschliche Präparate, darunter eine Vielzahl beeindruckender Ganzkörperplastinate. Eine lebensechte Positionierung der Körper dient der ästhetischen und lebensnahen Darstellung des Körperinneren. Die Ganzkörperplastinate zeigen zum einen die Positionierung von Muskeln, Nerven und Organen in unserem Körper und zum anderen veranschaulichen sie, wie präzise die einzelnen Systeme und Strukturen im Inneren unseres Körpers aufeinander abgestimmt sind. Zu sehen gibt es außerdem einzelne Organe, Blutgefäßkonfigurationen und transparente Längs- und Querschnitte des Körpers, welche einen umfassenden Einblick in die Anatomie und Physiologie des menschlichen Körpers erlauben. Darüber hinaus werden in verständlicher Weise Organfunktionen erläutert sowie häufige Erkrankungen aufgezeigt – mit einem direkten Vergleich von gesunden und erkrankten Organen. So erhalten die Besucher eine Vorstellung der Auswirkungen von Krankheiten und Suchtgewohnheiten, wie Tabak- oder Alkoholkonsum, auf den menschlichen Körper. Veranschaulicht wird zudem die Mechanik künstlicher Knie- und Hüftgelenke.

In Berlin am Alexanderplatz, im Sockelbau des Berliner Fernsehturms, wurde 2015 das „Menschen Museum“ eröffnet. Auf einer Ausstellungsfläche von 1.200 Quadratmetern gibt es 15 Darstellungen von Körpern und bis zu 150 Exponate zu sehen. Unter dem Titel „Die Facetten des Lebens“ behandelt die Ausstellung die Themen Glück und Unglück, Druck und Ausgleich, Zufall und Fügung, Körperversessenheit und Körpervergessen sowie Maßlosigkeit und Bescheidenheit. Besucher erhalten unter anderem Informationen darüber, was uns verbindet, was uns aufrecht und in Bewegung hält, was uns lachen und lieben lässt. „Die Ausstellung ist zudem in verschiedene anatomische Themenbereiche unterteilt, wie Bewegungsapparat, Faszien, Verdauungssystem, Fortpflanzung und Entwicklung, Herzkreislauf-System, Atmungssystem und Nervensystem“, berichtet Mercedes Drong. Sie ist im Museum für die Buchung, Betreuung und Abwicklung verantwortlich.

Körperwelten Museum Berlin

Foto: © Institut für Plastination e.K.

Zu den Besuchern des Museums gehören auch Schulklassen. „Durch das authentische Studium des menschlichen Körpers bietet ein Besuch der Ausstellung, im Vergleich zum Biologiebuch oder anderen Lehrmaterialien, einen großen pädagogischen Mehrwert“, so Mercedes Drong. In den vom Museum entwickelten Bildungsprogrammen geht es um die Erkundung der Anatomie – vom Bewegungsapparat bis hin zum Nervensystem; um das Verständnis der unabhängigen Funktionen einzelner Systeme und ihr Zusammenspiel im Körper; und um die Gegenüberstellung von gesunden Organen und Exponaten mit krankhaften Veränderungen. Sowohl das Potenzial als auch die Zerbrechlichkeit des menschlichen Körpers werden eindrücklich dargestellt. Wobei nicht nur die anatomische Wissensvermittlung im Vordergrund steht. Vielmehr will die Ausstellung die Schüler zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit dem eigenen Körper anregen und dazu, die Möglichkeiten und Grenzen des eigenen Körpers zu erkennen sowie über den Sinn des Lebens zu reflektieren. Die Bildungsangebote werden von
Dr. Angelina Whalley erstellt.

Mercedes Drong: „Für Schulklassen gibt es spezielle Führungen. Diese dauern 1 Stunde und sind auf maximal 25 Personen beschränkt. Die Gruppen können hier zwischen allgemeinen Führungen oder einer Führung mit bestimmtem Schwerpunkt aus den Themenbereichen wählen.“ Ansonsten kann die Ausstellung auch mit Audio-Guide erkundet werden, entweder mit Leihgeräten oder per eigenem Smartphone via QR-Code. „Bei einem Besuch mit der Schulklasse empfehlen wir immer eine vorherige Anmeldung, damit wir Einlasszeiten und Preise absprechen können“, informiert Mercedes Drong. „Die Dauer des Aufenthalts ist hierbei nicht beschränkt, sodass sich Schulklassen solange sie möchten bei uns aufhalten können. Auch die Personenanzahl ist hierbei nicht begrenzt. Sollten es jedoch mehr als 30 Teilnehmer pro Gruppe sein, weisen wir meist ein doppeltes Zeitfenster für den Einlass zu.“

Körperwelten Museum Berlin

Leopard Foto: Institut für Plastination e.K.

Zur Vorbereitung eines Besuches mit der Schulklasse bietet das Museum auf seiner Internetseite Begleitmaterialien zum Herunterladen an, wie unter anderem: Arbeitsblätter für Schüler; Schüler-Safari; Leitfaden für Lehrer und Schüler. „Mithilfe unserer bereitgestellten Arbeitsmaterialien liegt auch gleich ein inhaltliches Konzept für den Besuch vor und muss nicht von den Lehrkräften selbst zusammengestellt werden“, erklärt Mercedes Drong.

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Auf die Frage, welche Klassenstufen durchschnittlich am häufigsten vertreten sind, antwortet Mercedes Drong: „Das ist recht unterschiedlich. Uns besuchen alle Klassenstufen sowie auch bereits Kita-Gruppen, am häufigsten jedoch 10. bis 13. Klassen sowie Berufsschüler, vor allem aus dem Bereich Pflege. Die Schulklassen kommen meist unter der Woche am Vormittag, am Wochenende haben wir eher vereinzelt Gruppen zu Besuch.“ Schulklassen machen ungefähr 30 Prozent des Besucheraufkommens aus und kommen sowohl aus dem regionalen Umfeld als auch aus ganz Deutschland, viele im Rahmen einer Klassenfahrt.

Kontakt
Körperwelten Museum
Berlin

Panoramastraße 1A
10178 Berlin
Telefon 030 – 8471255 23
berlin@koerperwelten.de
https://koerperwelten.de

Autorin: © Katrin Mickel | Freie Texterin | www.katrin-mickel.de

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